Teil 3: Unsere Heimat unter Preußens Herrschaft von 1802 an



Weitere Folgen der französischen Revolution, soweit sie die Heimat betreffen

So war denn durch den Einmarsch der preußischen Truppen in die Stadt Münster unter Blücher bereits der tatsächliche Übergang des Hochstiftes an den Preußischen Staat vollzogen worden, während der rechtliche nach langwierigen Verhandlungen durch den Reichdeputationshauptschluss 1803 am 25. Februar zu Wien erfolgte.

Das bedeutenste geistliche Fürstentum Nordwestdeutschlands wurde zertrümmert. Preußen erhielt den östlichen Teil mit der Stadt Münster und somit auch Ascheberg, während die linksrheinischen Fürsten mit Gebieten im westlichen Teil des Hochstiftes entschädigt wurden.

1803 - am 31. Dezember wurden die alten bischöflichen Ämter aufgehoben, und es entstanden an deren Stelle die landrätlichen Kreise. Der letzte Amtsdroste zu Werne war Johann Matthias von Ascheberg zu Venne.

Mit Wirkung vom 01. Januar 1804 wurde das neugewonnene Gebiet in die vier Kreise Münster, Warendorf, Beckum und Lüdinghausen eingeteilt. Der damals gebildete Kreis Lüdinghausen umfasste außer dem heutigen Gebiet noch die Orte Bösensell, Amelsbüren und Heeßen.

Die Bevölkerung sympathisierte aber durchaus nicht mit den Preußen. In Münster waren beim Einzug Türen und Fenster geschlossen und die Straßen leer. Der damalige Bürgermeister in Lüdinghausen, Funke, erzählt in seiner Chronik, dass die Veränderung der Regierung hier wie allenthalben eine "dumpfe Stille und Niedergeschlagenheit" erzeugt habe. Dieses allgemeine Missvergnügen wurde vergrößert durch Einführung des Kanton-Reglements. Es wurde zur "Aushebung" der Mannschaften geschritten, während früher durch Werbung Freiwilliger das Militär beschafft wurde. Selbst Leute von 36 Jahren wurden noch herangezogen.

Deshalb desertierten viele. Sobald in einem Dorfe eine Desertion zur Kenntnis kam, musste die Sturmglocke geläutet und alle Wege mussten besetzt werden, um den Flüchtigen wieder einzufangen.

1804 - am 01. September trat das preußische Landrecht in Kraft. In dieser Zeit wurden Klöster aufgehoben und zu Domänen (Staatsgütern) gemacht, von der Preußischen Regierung Cappenberg, Marienfeld und Liesborn.

1806 - am 01. Januar wurden die Kreise vergrößert und der Kreis Lüdinghausen wieder aufgeteilt und zwar zwischen den Kreisen Münster und Beckum.

Infolge der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 ging das ganze Münsterland an Napoleon verloren und kam unter die Verwaltung eines französischen Gouverneurs. In Münster und im Land soll der Jubel groß gewesen sein. Aber er war nicht von langer Dauer; denn man merkte bald, dass es die Franzosen nur auf Geld und Waffen abgesehen hatten.

1807 - am 15. August wurde auf Befehl das Napoleonsfest überall feierlich begangen; auf allen Dörfern musste geläutet und das "Tedeum" gesungen werden.

1808 - im Mai wurde das ehemalige ganze Stift Münster mit dem Großherzogtum Berg, das unter dem Schwager Napoleons, Joachim Murat, stand, vereinigt.

1808 - am 15. Juli trat Joachim Murat das Großherzogtum an Napoleon ab und wurde König von Neapel.

1808 - am 12. Dezember wurde für Berg die Leibeigenschaft aufgehoben und alle Höfe als Eigentum der Kolonen erklärt. "Die Kolonen hierob mit großer Freude erfüllt".

1809 - am 11. Januar wurden alle Lehen für aufgehoben erklärt und den Lehnsträgern als Eigentum zugesprochen.

1810 - hörte die alte Steuerverfassung auf. Die neuen Steuern waren unerschwing-lich: Grundsteuer, Personal-, Mobilien-, Patent-, Fenstersteuer, eine sehr hohe Salzsteuer und das Tabaksmonopol (der Alleinverkauf von Tabak durch den Staat). Auch auf Kaffee stand ein schwerer Eingangszoll. Infolgedessen entwickelte sich ein ausgedehnter Schmuggel. Eine Unzahl Douanen, französische Zollbeamte, durchsuchten täglich alle Winkel in den Häusern. Die Strafen waren unerschwinglich hoch. Hatte ein Fuhrmann auf seinem Wagen einen Sack Tabak verborgen, so verlor er Ware, Wagen und Pferde. Hatte jemand ausländischen Tabak in seinem Hause versteckt, so musste er 1.000 Frank Strafe bezahlen.

1811 - am 14. November wurden die noch vorhandenen Klöster, Stifter und Kapitel aufgehoben.

1812 - Napoleons Zug nach Rußland.

Die Große Armee, über 500.000 Mann: Franzosen, Deutsche, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen rückten im Juni 1812 über den Grenzfluss Njemen. Der Brand von Moskau am 16. September und in den folgenden Tagen bedeuteten den Niedergang der Macht und Größe Napoleons. Auch mancher brave Münsterländer fand beim Rückzuge auf den Schneefeldern Rußlands oder in den Fluten der Beresina seinen Tod.

1813 - Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober. Napoleon wurde ge-schlagen und eilte mit den Trümmern seines Heeres dem Rheine zu. Jenseits der Lippe zog die französisch westfälische Armee, etwa 1.000 Mann stark, auf Wesel zu.

Am 02. November kam der letzte französische Heerhaufen durch Kamen. Schon am folgenden Tage war der erste Trupp nachsetzender Kosaken dort angelangt und wurde als Verbündeter des deutschen Heeres begrüßt. Auch in Münster waren die ersten Truppen, die sich blicken ließen, Kosaken aus der Ukraine und die pommerschen Husaren unter Major von Arnim. Dieser erließ einen begeisternden Aufruf zu den Waffen an die Markaner, Berger und Münsterländer. Nach Werne kam das Gerücht von der Niederlage Napoleons bei Leipzig erst am 29. Oktober, auf Sim-Jü.

Über die fremden russischen Truppen schreibt der damalige Pfarrer zu Hövel: "Nach den Sachsen und Schweden folgten die Baschkiren. Wir staunten nicht wenig, als wir diese Menschen sahen, ganz vom Kopf bis zu den Füßen in Schafpelz eingehüllt; das Gesicht sogar war damit bedeckt. Eine Kosakenpike, Pfeil und Bogen waren ihre Waffen. Pferde und Geschirre hatten ein elendes Ansehn. Hühner, Enten, Gänse, Schafe, die sie häufig selbst schlachteten und kochten, auch Obst und vorzüglich Zwiebeln waren ihre liebste Nahrung. Mit Schweinefleisch konnte man sie aus dem Hause jagen, weshalb sie hier für lauter Juden gehalten wurden; sie waren aber Mohammedaner. Sie zeigten keine so starke Neigung zum Branntwein und keine so ungezügelte Neigung zum anderen Geschlecht, als viele der anderen Kosaken. Alles aber, was glänzte, nahmen sie mit. übrigens waren sie im Quartier, und wie es schien, auch im Felde nicht so furchtbar. - Auf Karfreitag (1814) hatten wir starke Einquartierung von regelmäßigen Kosaken, die hier Ruhetag hielten. Diese kamen und zogen ab mit Gesang. Sehr merkwürdig ist, dass diese Krieger selbst auf dem Marsch so pünktlich die Vorschriften ihrer Religion beobachteten; keiner unter ihnen aß Fleisch und auf Karfreitag auch keine Milch und Butter".

Von alten Leuten wurden die Kosaken in derselben Weise geschildert: "Rohe, zügellose Menschen, die in den Quartieren das Unterste zu oberst stellten; den Branntwein schätzten sie über alles, verschärften ihn oft sogar noch mit Pfeffer und Senf; Sauerkraut war ihre Lieblingsspeise, daneben auch Gänse, Hühner, Enten und Kalbfleisch. Viele waren voll von Ungeziefer; Beim Reinigen und Waschen kannten sie keine Scham; sie waren voll von ungezähmter Wollust; Frauen und Jungfrauen hielten sich oft zur Zeit der Einquartierung in abgelegenen Häusern und in Büschen auf. Sie waren frech und anmaßend, doch war es mit dem Mut zu Ende, wenn jemand ihnen zu imponieren wußte. Glänzende Sachen stahlen und kauften sie ohne Rücksicht auf den eigentlichen Wert."

Von November an und den ganzen Winter hindurch durchzogen Teile der verbündeten Armee die hiesige Gegend dem Rheine zu.

Blücher setzte in der Neujahrsnacht von 1813 auf 1814 bei Caub über den Rhein.

1814 - Im Anfang des Jahres gab es viele Einquartierungen der durchziehenden Truppen und waren viele Spanndienste zu leisten. Infolge des Aufrufs von Major von Arnim vom 09. November 1813 bildete sich das münsterische Landwehr-Regiment. Auf jedem Dorfe wurde ein Landsturm zu Pferde und zu Fuß eingerichtet und mit Lanzen bewaffnet. Alles war jetzt Soldat. In Frankreich wurde noch viel gekämpft.

Am 31. März 1814 zogen die Verbündeten in Paris ein. Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel Elba verbannt.

Ludwig XVIII., der Bruder des hingerichteten Königs, nahm den Thron in Besitz.

Auf dem Rückmarsch gab es dann das ganze Jahr hindurch wieder häufige Einquartierungen, jetzt meist Preußen, Schweden und Dänen: auch zahlreiche Kriegsspanndienste waren zu leisten, im Winter 1814 von einem Bauernhof im Kirchspiel Herbern allein 15 Spanndienste nach Dortmund.

Mit dem französischen Regiment hatte es natürlich gleich nach der Schlacht bei Leipzig ein Ende. Die preußische Regierung wurde vorläufig als provisorische wieder hergestellt, die Kreiseinteilung wieder eingeführt, und David von Schlebrügge wurde erster Landrat des Kreises Lüdinghausen.

1815 - wurde durch den Wiener Kongress ganz Münsterland, jetzt auch mit dem westlichen Teile, an Preußen übertragen, und seitdem haben der Kreis Lüdinghausen und die Provinz Westfalen die jetzige Gestalt.

Im Monat März 1815 entwich Napoleon von der Insel Elba und landete mit 1.000 Mann an der Sandküste Frankreichs. Die gegen ihn entsandten französischen Heere gingen jubelt zu ihm über, und unter dem Jubel des Volkes zog er in der Hauptstadt ein.

Die Fürsten waren aber noch in Wien versammelt, erklärten ihn als Friedensstörer in die Acht und rüsteten sofort ein Heer von 1/2 Million Streiter gegen ihn. In Belgien, bei Ligny am 16. Juni kämpften die Preußen unter Feldmarschall Blücher und bei Waterloo oder Belle Alliance am 18. die Engländer unter Wellington. Hier wurde die Macht Napoleons vollständig gebrochen. Er musste flüchten, und die Verbündeten zogen am 07. Juli 1815 zum zweiten Male in Paris ein. Napoleon wurde auf die einsame Felseninsel St. Helena verbannt, wo er im Jahre 1821 an Magenkrebs starb, erst 53 Jahre alt.

So endete die große französische Revolution, die soviel Unglück über Europa gebracht hatte, aber auch manche gute Neuerung im Gefolge führte.

1816 - Im Anfang dieses Jahres kehrte das münsterische Landwehr-Regiment aus Frankreich zurück. Es hatte an dem Kampfe ruhmreichen Anteil genommen und 400 Mann auf dem Schlachtfelde verloren. Am 18. Juni wurde in allen Ortschaften für die Gebliebenen eine Totenfeier gehalten, und in den Kirchen wurden Tafeln mit den Namen der Gefallenen aufgehängt.

Auch in Ascheberg war eine solche Tafel (schwarz mit weißer Schrift) vorhanden. Sie hing nach dem ersten Weltkriege für kurze Zeit unten im Turm, wie Verfasser selbst gesehen. Auch ein altes Protokollbuch des früheren Kriegervereins berichtet darüber. Alle Nachforschungen nach der Tafel sind bisher vergeblich geblieben. Das ist sehr zu bedauern, da uns nun die Namen jener Ascheberger Krieger, die unter Napoleon in Rußland gekämpft und dort gefallen sind oder späterhin bei Leipzig, unbekannt geblieben sind. Am Sockel des alten Kriegerdenkmals bei Sorges (Steinfurter Straße) stehen nur die Namen der Gefallenen aus dem II. Freiheitskriege 1815/16.

Das Notjahr 1816/17

Wir Erwachsenen haben im 2. Weltkriege wohl die Zeit der Ernährungsschwierigkeiten zur Genüge kennen gelernt, wir haben erlebt und gesehen, wie die Leute aus der Industriegegend wie Trauben und Kletten an den Eisenbahnwagen hingen, wenn sie in das Münsterland fuhren, um zu hamstern, d.h. etwas Essbares zu erwerben, aber richtig gehungert haben wir nicht.

Das war aber der Fall in den Jahren 1816 und 1817. Infolge unaufhörlichen Regens den ganzen Sommer hindurch gab es eine außergewöhnlich schlechte Ernte. Es entstand eine große Teuerung und Not, viele Menschen litten bitter Hunger. Sie mengten Baumrinde und Quecken unter das Mehl. Da wurde in allen Ortschaften auf Veranlassung der Regierung ein Armenvorstand gebildet. Überall, auch in Ascheberg, entstanden Hilfsvereine, die Brot und Korn zu geringem Preise oder unentgeltlich austeilten. Auch der König suchte durch hochherzige Spenden zu helfen. Er sandte ein Schiff mit russischem Roggen nach Emden, der dann Emsaufwärts ins Münsterland befördert wurde.

Ablösung der Bauerngüter

Wohl hatte Napoleon die Erbuntertänigkeit aufgehoben. Aber die preußische Regierung hatte nach Aufhören der Fremdherrschaft noch vieles zu regeln und viele Schwierigkeiten aus dem Wege zu schaffen. Das geschah durch die Generalkommission zu Münster und durch Gesetz vom 02.03.1850.

Zunächst wurde der durchschnittliche Jahreswert der einzelnen Verpflichtungen, Dienste und Abgaben genau festgesetzt, und dann konnte mit dem 18fachen Betrag des Wertes in bar abgelöst werden.

Da aber viele Bauern nicht so viel Geld hatten, um den Betrag auf einmal zu bezahlen, so gründete der Staat in Münster eine Rentenbank, die den Bauern das Geld zu 4% Zinsen vorstreckte.

Der schriftliche, gerichtliche Vergleich heißt Rezess und ist in vielen Häusern unter den Papieren noch zu finden.

Aus dem kirchlichen Leben.
Kongregation, Wallfahrt, Wegekreuz


1854 wurde in Ascheberg die Jungfrauenkongregation gegründet, von demselben Jahre an auch von der Pfarrgemeinde geschlossen eine Wallfahrt zur Mutter Gottes nach Telgte unternommen.

Zum 100jährigen Jubiläum wollten die Ascheberger ein besonderes Opfer auf sich nehmen und veranstalteten im Jahre 1954 zum ersten Male eine Fußwallfahrt. Wohl 250 Fußpilger (Männer und Jünglinge, Frauen und Mädchen) zogen am frühen Morgen im Dämmerlicht singend und betend durch die Wälder der Davert über Rinkerode, Albersloh Wolbeck, wo sie kurze Rast hielten, und kamen gegen 10 Uhr am Gnadenorte an. Nachmittags fuhren sie wie die übrigen Pilger wieder nach Hause.

Am Prozessionswege, der von der Herberner Straße an Schwake vorbeiführt, steht seit 1954 gleich links ein neues Wegkreuz. Das alte, von der Familie Suttorp-Högemann betreut, war schadhaft geworden. Da stiftete der Bauer Anton Pötter (Westerbauerschaft) ein einsam in seiner Weide stehendes Kreuz und trug zusammen mit Anstreichermeister Hubert Falke (Sandstraße) die Kosten für die Wiederaufrichten und Restaurierung des Kreuzes. Die Rückseite zeigt die Inschrift: Dieses Kreuz wurde zu Gottes Ehren errichtet von den Eheleuten Bernhard Steven und Bernhardine Brockmann, Anno 1898. Das frühere Kreuz wurde auch "Wissings Kreuz" genannt. Der Name erinnert an den ehemaligen Rittersitz Haus Wissing, der ganz in der Nähe, nach Bauer Surhoff hin, gelegen hat.

Der St. Katharinen-Stift

  siehe dazu den Bericht von Reinhard Schütte

Das St. Lambertushospital
Altes Wohnhaus war der Grundstock für das Hospital


Der Gedanke, ein Krankenhaus zu errichten, wurde von dem damaligen sehr rührigen Pfarrer Ueing lebendig. Eine gute Gelegenheit bot sich bereits 1854, als ein an der Biete gelegenes Haus im Wege der Zwangsvollstreckung erworben werden konnte. Kurz entschlossen kauften der Pfarrer und der Kirchenvorstand das Haus zu einem Kaufpreis von 2 112 Taler. Der Pfarrer selbst mit den Pfarrangehörigen Beuckmann, Schulze Frenking, Lagemann, Schulze Ehring und Oelmann brachten das Geld dafür auf.


  siehe weitere Bilder unter Ascheberg


Man war sich schon damals klar darüber, dass man in diesem Haus kein Hospital errichten konnte, dass es also notwendig war, einen Neubau zu errichten und das alte Haus entsprechend umzubauen. Die Kirchengemeinde begann daher für den Neu- und Umbau zu sammeln und zu sparen. Die meisten Ascheberger verzichteten für zehn Jahre auf ihr Jagdpachtgeld. Diejenigen, die zum Ankauf des Hauses Mittel zur Verfügung gestellt hatten, verzichteten zum Teil auf Zinsen, ja sogar auf die Rückzahlung des Kapitals. 1886 war es so weit, dass das alte Haus und 25 000 Mark für den Neubau zur Verfügung standen.

Der damalige Pfarrer Sommer, der vorher Marinepfarrer in Kiel gewesen war, betrieb die Gründung des Krankenhauses sehr energisch. Er plante und baute den Neubau, der heute noch steht (Abbruch 1992), damals mit vier kleinen Krankenzimmern und zwei größeren, außerdem mit der Kapelle und einem Badezimmer. In dem damaligen Altbau wurden durch Umbau weitere Krankenzimmer eingerichtet. Die Kosten für den Neubau betrugen 33 060 Mark. Am 18. November 1887 wurden die Statuten für das Krankenhaus festgelegt, am 31. Januar 1888 gab die Regierung die Genehmigung zu einer Schwesternniederlassung. Am 20. Februar 1888 schloß Pfarrer Sommer mit dem Direktor Roß von den Schwestern des Hl. Franziskus auf Mauritz bei Münster den Vertrag über die Gestellung von Schwestern ab. Aufgrund dieses Vertrages kamen drei Schwestern zum 1. März 1888 nach Ascheberg und nahmen die Pflege auf, Ihnen gesellte sich im April 1889 die vierte zu.

Das Haus fand bei der Bevölkerung von Ascheberg und der Umgebung große Anerkennung und Zuspruch. Auch der Kreisphysikus sprach sich anerkennend über den Neubau und die getroffenen Einrichtungen aus. Die Pflegesätze waren damals sehr niedrig. Für einheimische Kranke nahm man 50 Pfennig pro Tag und für Auswärtige 75. Für Kranke, die von der Fürsorge unterstützt wurden, betrug der Pflegesatz nur 25 Pfennig pro Tag.

Die Kapelle wurde im November 1888 eingeweiht. Der Altar wurde in Ascheberg von dem Schreinermeister Siebeneck, der auch den Predigtstuhl, Chorstühle sowie die Beichtstühle angefertigt hat, für 598 Mark hergestellt. Ausgemalt wurde die Kapelle vom Kirchenmaler Soetebier in Münster für 608 Mark. Bischof Hermann von Münster gab mit Erlass vom 20. August 1891 die Genehmigung, in der Kapelle das Allerheiligste aufzubewahren.

Im Laufe der nächsten Jahre stellte sich heraus, dass alles zu klein war. Vor allem, dass eine Ökonomie fehlte. Darum beschloss man im Jahre 1896, an der Rückseite des alten Hauses gegen Osten einen Anbau zu machen. Im Erdgeschoss befanden sich Kuhstall und Schweinestall und seltsamerweise darüber Krankenzimmer. Dieser Anbau kostete 9 851 Mark. Man hat bald eingesehen, dass es ein Unding war, über Viehställen Krankenzimmer einzurichten. Darum ging man bereits 1905 daran, ein eigenes Ökonomiehaus zu errichten, und zwar in der Verlängerung des Anbaues vom Jahre 1896. Die bisherigen Ställe wurden umgebaut und als Waschräume und andere Nebenräume verwandt. Im Zusammenhang mit diesen baulichen Maßnahmen wurde auch ein für damalige Zeit modern eingerichtetes Operationszimmer erstellt und ebenfalls ein Raum für eine Röntgeneinrichtung geschaffen.

Man hat es damals nicht versäumt, für die Erweiterung das notwendige Gelände um das Haus zu erwerben. Im Jahre 1902 kaufte man zwei Gärten in einer Größe von 33 ar für 2 600 Mark vom Grafen Esterhazy in Nordkirchen, 1916 wurde die Weide, die neben dem Krankenhaus liegt, in einer Größe von 46 ar von den Appelhof’schen Erben für 4000 Mark erworben.

Die Modernisierung und Erweiterung des Hauses nahm ihren Fortgang. 1917 wurde eine Zentralheizung für das ganze Haus angelegt. Sie kostete 9 200 Mark. 1925 wurden eine größere Wäschereieinrichtung in den früheren Viehställen angelegt und ein moderner Desinfektionspparat. Allmählich wurde das Haus wieder zu klein. Das ursprüngliche Wohnhaus, was 1854 erworben worden war, war über 100 Jahre alt und genügte nicht mehr den Ansprüchen. Man beauftragte daher den Architekten Melissen aus Münster einen ausreichenden Neubau zu planen.

Das Krankenhaus St. Lambertus wurde 1992 abgebrochen.

Zwei aufregende Ereignisse für den Schieferdecker bei seiner gefährlichen Arbeit am Kirchturm

Er war zur Herbstzeit im Jahre 1910. Der Kirchturm nahte sich seiner Vollendung. der Schieferdecker war daran, die Bretterverschalung des Helmes zu bekleiden. Da stand nachmittags gegen 3 Uhr ohne jegliche Ankündigung in der Natur ganz plötzlich ein Gewitter mit Sturm und Hagelschauer. Nur ein heftiger Donnerschlag erfolgte. Der Blitz hatte den Turm getroffen. Kreuz und Hahn waren schon angebracht, ebenfalls der Blitzableiter, und der Ableitungsdraht war lose auf das Kirchendach geworfen, wo er mit dessen Blitzableiter Verbindung hatte. Als der Schieferdecker nun im Begriff war, den Turm zu verlassen, war er bei dem Donnerschlag infolge des Luftdruckes von der Dachleiter herabgestürzt und in das unter der Leiter hängende Fahrgestell gefallen. Als der Mann nachher wieder festen Boden unter den Füßen hatte, umringten ihn die Leute. Er aber sah ganz "bedröppelt" drein und konnte vor Schreck kein Wort hervorbringen.

1949 musste der Hahn heruntergeholt werden. Er war vom Blitze an verschiedenen Stellen angeschmort und der Schwanz von den Amerikanern angeschossen worden.

Als der Schieferdecker ganz oben bei dem Knauf (der Kugel) arbeitete, entdeckte er, dass diese von den Splittern eines Flakgeschosses durchlöchert war und im Innern ein - Wespennest beherbergte. Wahrlich, eine verzweifelte Situation für den Mann, als der Wespenschwarm herangebraust kommt! Schleunigst zog er sich zurück. Der Hahn wird heruntergeholt und zur Reparaturwerkstatt gebracht. Dort konnte ihn jedermann aus nächster Nähe betrachten.

Der kupferne Wetterprophet misst von der letzten Schwanzfeder bis zum Schnabel 0,90m. Unten im Anschraubgestänge sind die Namen der Hersteller: Wilhelm Suermann und Heinrich Stiens eingraviert.

Der konfessionelle Bevölkerungsstand der Gemeinde am 15. Mai 1947

Ascheberg:
3.992 Katholiken
751 Evangelische
41 Gottgläubige

Davensberg:
711 Katholiken
91 Evangelische
8 Gottgläubige

Zusammen:
5.594

davon 4.703 Katholiken
842 Evangelische
49 Gottgläubige

Die evangelische Notkirche.
Die evangelische Gemeinde zu Ascheberg


Der Anfang der Geschichte des Gemeindebezirks Ascheberg nach dem Zusammenbruch 1945 ist durch die Mitarbeit des Lehrers Gerhard Lindken geprägt. Er nahm sich in besonderer Weise der Ostvertriebenen an, die in die Ämter Ascheberg, Ottmarsbocholt und Senden eingewiesen wurden. Als Lehrer Lindken 1950 wieder in den Schuldienst ging, war es allen deutlich, dass ein Pfarrer den Dienst an den Ostvertriebenen nicht besser hätte ausrichten können.


Die Grundsteinlegung der Gnadenkapelle


Ein großer Fortschritt in der Festigung der Gemeinde war die Gründung der evangelischen Volksschule. Sie wurde am 20. August 1947 eröffnet, und am 01. Dezember 1966 geschlossen. Sie war an der Himmelstraße. Der Lehrer Helmut Thieme übernahm den Unterricht von 52 Mädchen und Jungen. Er erteilte ihn zunächst allein. Ostern 1948 wurde ihm die zweite Lehrkraft, Fräulein Klara Adam, von der Regierung zugewiesen. Als Lehrer Thieme Ostern 1957 versetzt wurde, besaß die evangelische Volksschule immer noch den einen Klassenraum, der ihr bei der Gründung zugeteilt worden war. Erst als der Anbau der katholischen Volksschule im Herbst 1957 bezugsfertig war, wurde ein zweiter Unterrichtsraum frei und der beschwerliche Schichtunterricht hörte endlich auf.

Im Jahre 1948 war die Gemeinde Ascheberg bereits soweit organisiert, dass der Freigabe einer Pfarrstelle nichts mehr im Wege lag. Pastor Ohlenburg, der seit 1946 als Hilfsgeistlicher in der Gesamtgemeinde wirkte, wurde im Februar 1948 zum Pfarrer des Gemeindebezirks Ascheberg gewählt. Zu diesem Gemeindebezirk gehören die Ämter Ascheberg, Ottmarsbocholt und Senden, in denen sich noch die Ortschaften Davensberg und Venne befinden.


Der Rohbau ist fertig


Die Gemeinde sah sich nun vor eine neue Aufgabe gestellt, nämlich eine Kirche und ein Pfarrhaus zu errichten. Endlich nahm im Jahre 1950 die Hoffnung der Gemeinde Gestalt an. Ascheberg gehörte zu den sechs Gemeinden, für die in nächster Zeit die Errichtung einer Kirche vorgesehen war. Die Baugelder wurden von den Lutherischen Kirchen Nordamerikas geschenkt. Der für Ascheberg gestiftete Betrag betrug 37.000,00 DM. Die Kirchengemeinde musste 8.000,00 DM aufbringen. Im Herbst 1950 konnte ein Grundstück an der Straße nach Davensberg (heute: Hoveloh) gekauft werden.

An den Tag der Einweihung erinnert heute noch eine Tafel am Eingang der Kirche: "Die Gnadenkapelle in Ascheberg zur Verkündigung der frohen Botschaft von der Gnade Gottes ist ein Geschenk der Lutherischen Kirchen Nordamerikas, ein Symbol des Friedens zwischen christlichen Völkern. Geweiht am 03. Adventssonntag, dem 17. Dezember 1950, unter Pfarrer Horst Ohlenburg."


Die Gnadenkapelle am Hoveloh


Schon wenige Jahre nach der Einführung in die Gemeinde Ascheberg, hegte Pastor Jürgen Diener den Wunsch nach einem Neubau seiner Kirche. Es wurden mehrere Vorschläge eingebracht. Zum Glück blieb uns Aschebergern aber die "Gnadenkapelle" erhalten. Es wurde auf dem Gelände der Kirchengemeinde ein neues Gemeindezentrum errichtet. Begonnen wurde mit dem Bau im Jahre 1991. Seine feierliche Einweihung war am 11. Oktober 1992.

Die Pfarrer:
Pastor Horst Ohlenburg von 1948 bis 1957
Pastor Willy Hagendorf von 1957 bis 1979
Pastor Jürgen Diener von 1980 bis 2001
Pastor Martin Roth seit 2002


Großfeuer im Mittelpunkt des Ortes 1903

Das Straßenbild an der Ostseite der Pfarrkirche sah zu Beginn des Jahrhunderts ganz anders aus. Auf dem freien Platze lagen die Häuser Forsthoff und Dissel-Drees und ein Anbau des Wohnhauses Kaufmann Hubert Bultmann, später Gottfried Hattrup (im Rahmen der Ortskernsanierung abgebrochen). Sie lagen aber bis nahe an die Kirche heran, nur eine schmale Straße um die Kirche freilassend. Gegenüber, wo jetzt das Vereinshaus (Pfarrheim) steht, lag eine lange Reihe von Einzelhäusern. Die Burgwallstraße mit den vielen Neubauten war noch nicht da. Eine schmale Stiege führte zwischen Hecken zur Herberner Straße.

Am 03. Juli 1903 entstand in der Gastwirtschaft und Brennerei Forsthoff ein Brand, vormittags 11 Uhr, dem sieben Wohnhäuser zum Opfer fielen: Dissel-Drees, Schwipp, Bohnenkamp in der Dieningstraße, Ahage-Reher, Moethe, der Anbau des Hauses Bultmann und drei Nebengebäude. Durch ein fliegendes, brennendes Stück Speck griff das Feuer von Forsthoff an der Kirche über auf das Haus Bohnenkamp in der Dieningstraße. Der Besitzer, Vater Fritz Bohnenkamp, wäre fast in den Flammen umgekommen. Er war auf seinem Dachboden. Die Bodenlukentür war durch brennende Trümmer zugeschlagen. So war ihm der Rückweg versperrt, und er konnte nur durch das kleine Dachfenster, dessen Rahmen schon Feuer gefangen hatte, gerettet werden. Dabei erlitt er schwere Brandwunden und musste acht Tage im Krankenhaus zubringen.

Das alte Kriegerdenkmal

Es liegt am Ausgang des Dorfes nach Drensteinfurt, direkt hinter der Kapelle und ist das erste Kriegerdenkmal des Kreises. Wie die Inschrift an der Rückseite besagt, ist es 1881 errichtet und von dem Bildhauer Heinrich Plässer geschaffen. Es hat Anspruch auf eine durchaus künstlerische Leistung. Auf einem hohen Sockel erhebt sich eine ungefähr 6m hohe korinthische Säule, die von einer trauernden Frauenfigur gekrönt wird.

Das alte Kriegerdenkmal an der Steinfurter Straße


An dem Sockel stehen die Namen der gefallenen Helden aus den früheren Kriegen:
Aus dem 2. Befreiungskriege 1815 sind es vier,
aus dem Kriege 1864 mit Dänemark zwei,
aus dem Kriege 1866 mit Österreich drei,
aus dem Kriege 1870/71 mit Frankreich acht.

Der Platz verdient in ehrwürdigem Andenken gehalten zu werden durch die vielen Totenfeiern für die gefallenen Krieger des 1. Weltkrieges. Sobald der Tod eines Kriegsteilnehmers bekannt wurde, ließ der Kriegerverein ein Seelenamt lesen und zog anschließend geschlossen zum Denkmal, vorauf die Knaben und Mädchen der oberen Klassen. Wenn später Soldaten auf Urlaub hier waren, übernahmen sie die Spitze, sie trugen die Kränze. Den Schluss bildeten die Leidtragenden und viel Volk. Am Denkmal sangen zunächst die Schulkinder ein passendes Lied, und dann hielt der Vorsitzende des Kriegervereins, Postmeister Clemens Homering, mit beredten Worten eine ergreifende Trauerrede. Nach der Kranzniederlegung erklang das gemeinsam gesungene Lied vom "Guten Kameraden". Diese Totenfeiern erfreuten sich einer großen Beliebtheit, und die Angehörigen betrachteten sie gleichsam als Begräbnis.

Das neue Kriegerdenkmal mit dem Löwen

Es ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges und würde mit dem prachtvollen Hintergrunde jeder größeren Stadt Ehre machen. Geschaffen wurde es von dem Bildhauer Anton Rüller in Münster, einem Sohne unserer Gemeinde, und erforderte einen Kostenaufwand von 5.000 Mark. Am 15. Mai 1927 wurde es enthüllt.

  siehe Bilder unter Ascheberg

An dem Mittelblock des viereckigen Postamentes, an dem sich oben ein Band mit den Wappen der früheren Bundesstaaten hinzieht, sind vorn und seitlich auf acht leicht vorliegenden Schrifttafeln die Namen der 154 gefallenen und vermißten Krieger des 1. Weltkrieges aus der Gemeinde eingemeißelt. Es sind alle gebürtigen Ascheberger am Denkmal ihrer Heimatgemeinde mitgezählt. Der mächtige, am Boden liegende Löwe ist durch einen Speerwurf auf den Tod verwundet. Er versinnbildet das niedergerungene Deutschland. Seine rechte Pranke legt sich kraftvoll auf den Griff eines abgebrochenen Schwertes, während die gespannte Linke den Körper stützt wie zum Sprunge. Der prächtige Kopf wendet sich in scharfer Bewegung nach rückwärts, nach Westen, von woher das Eisen des Speeres ihn traf. Rüller hat für seine Heimatgemeinde ein künstlerisch ganz hervorragendes Denkmal geschaffen.

Es wäre unverzeihlich und im höchsten Grade pietätlos gegen die Männer, die sich seiner Zeit mit Leib und Seele für die Errichtung eines Denkmals eingesetzt haben, wollte man in dem Denkmal einen Revanchegedanken (1961) erblicken und es abreißen. Die Frage ist gerade jetzt akut wegen des zu errichtenden Ehrenmales für den 2. Weltkrieg. Hoffentlich macht Ascheberg keine Dummheiten!

An der Stelle, wo jetzt das Denkmal mit dem Löwen steht, stand vorher das sogenannte Kieselsteindenkmal. Es war auf mächtigen "Kieselingen" oder Findlingen, die die Eiszeit hierher brachte, und die sich überall in der Feldmark fanden, zum 100jährigen Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1913 und zum 25jährigen Regierungsjubiläum S. M. Kaiser Wilhelms II. errichtet worden.

Später ist es nebenan in historischer Weise als Hünengrab aufgebaut worden. Der dickste Block (200 Ztr.) lag an der Straße nach Davensberg beim "Krusen Bäumchen". Die ihn umgebenden 10 kleineren Findlinge haben unserem früheren Kirchturm als Grundmauern gedient.

Die frühere Windmühle in der Osterbauer

Sie stand gegenüber der Gastwirtschaft Fleckmann (Gasthof zur Mühle), nahe am Wege, der nach Bauer Wiggermann führt, und war eine der seltenen sogenannten Bockwindmühlen. Bei diesen wird das ganze Windmühlenhaus samt den Flügeln durch einen nach hinten herausragenden Balken nach der Windrichtung gedreht, während bei den mehr verbreiteten Turm- oder Kopfwindmühlen nur der Kopf mit den daran befindlichen Flügeln gedreht wird.



In einem Familienbuche des früheren Besitzers Fleckmann steht geschrieben:

"Im Jahre 1852 haben wir, G. Fleckmann und den Colohn
Th. Wiggermann die Windmühle aufgebaut. Sie ist von
Münster gekauft, sie hat vor Aegidi Thor gestanden
und 600 Taler gekostet. Als sie fertig war, kostete
sie 1368 Taler, ohne den 2. Mahlgang. Im Jahre 1855
den 2. Gang angelegt."

Die weiteren Schicksale sind:

1887 ging die Mühle in den alleinigen Besitz von Fleckmann über.
1925 wurde sie außer Betrieb gesetzt.
1928 zerstörte der Blitz einen Flügel.
1938 an die Stadt Münster verkauft, hier abgebrochen und dort am Aasee wieder aufgebaut und im zweiten Weltkriege durch Bomben zerstört.

Der Konditormeister Albin Middendorf in Münster kaufte die Mühle von Clemens Spleiter und schenkte sie der Stadt Münster.

Der Strontianitbergbau

Strontian, kurz Strunz genannt, hat den Namen von seinem Fundorte Strontian an der Westküste Schottlands. Das südliche Münsterland aber, und zwar in unserem Kreise ein Streifen von Senden südostwärts bis Walstedde, ist das einzige Gebiet auf der ganzen Erde, wo dieses Mineral in solcher Menge und Beschaffenheit gefunden wird, dass es für den Bergbau in Frage kommt, also bergmännisch gewonnen werden kann.


Die Strontianitgrube bei Wickensack


Strontianit (kohlensaures Strontium) hat eine weiße, weißgelbliche, graue oder rötliche Farbe. Das spezifische Gewicht beträgt, 3,6-3,7. Er findet sich in Gängen von gewöhnlich 50-60m Länge, die sich manchmal aber auch Kilometer weit verfolgen lassen, in einer Mächtigkeit von 10-50cm. Bisweilen, so bei der Grube Berta-Maria, Drensteinfurt, fand man Blöcke von 2-3m. Die tiefste Grube im Kreis Lüdinghausen war die Grube Mathilde in der Osterbauerschaft (105m). In manchen Häusern hängt noch ein Bild von einer oberirdischen Schachtanlage, nämlich die Fördervorrichtung, die Bretterbuden mit Lokomobile, Wasserpumpe, Reinigungsanlagen und nebenan die Halde oder der Mergelberg. Die Gewinnung geschieht durch Sprengung mit Dynamit. Die Brocken werden zutage gefördert und mit Wasser von dem anheftenden Mergel gereinigt. Der Kalkspat wird mit dem Hammer abgeklopft. Nach der Sortierung in Klein- und Stückgut ist der Strontianit zum Versand fertig. Er findet seine Verwendung in pharmazeutischen Laboratorien, in der Feuerwerkerei wegen seiner prächtigen roten Leuchtfarbe, in der Stahlindustrie, um durch Entziehung von Phosphor eine bessere Härte des Stahles zu erreichen, ganz besonders aber in der Zuckerindustrie, um den Zucker aus der Melasse zu gewinnen. Die Melasse ist ein sirupförmiges Nachprodukt bei der Rübenzuckergewinnung und enthält 48-50% Zucker.

Über das erste Auffinden von Strontianit wird im Jahre 1834 berichtet. Ein Landsmann in Nienberge fand beim Auswerfen eines Grabens 3-6 Pfund schwere Steine, die man "Mondmilch" nannte und die von Professor Liebig in Gießen als Strontianit analysiert wurden. Als im Jahre 1840 am Herrensteiner Knapp (zwischen Walstedde und Hamm) Strontianit zufällig gefunden wurde, kamen kleine Mengen auch in den Handel. Von nun an wurde im Tagebau an verschiedenen Stellen mit Handbohrer, Hacke und Schaufel nach den "Silbersteinen" geschürft. Das hörte auf im Jahre 1874, als der erste Grubenbetrieb zur Förderung von Strontianit einsetzte und zwar in der Bauerschaft Rieth bei Drensteinfurt, wo die "Dessauer Zucker-Raffinerie-Gesellschaft" die Schächte Berta und Maria abteufte.

Die wichtigsten Grubenbetriebe und ihre Erträge im Kreise waren folgende:

"Berta - Maria" Drensteinfurt 1875 bis 1884 5.000 t
"Kohle" - Drensteinfurt 1899 bis 1901 200 t
"Janow" - Herbern 1878 bis 1886 3.800 t
"Melchior" - Ascheberg 1878 bis 1882 450 t
"Galen IV" - Ascheberg 1894 bis 1895 330 t
"Suttorp" - Ascheberg 1887 bis 1893 2.500 t
"Höckesfeld" - Ascheberg 1888 bis 1892 3.000 t
"Dabbelt" - Ascheberg 1893 bis 1894 900 t
"Melchior" - Ascheberg 1897 bis 1900 5.000 t
"Christiansfreude" - Ascheberg 1902 bis 1906 1.600 t
"Greive" - Ascheberg 1907 bis 1911 2.000 t
"Wilhelm I/II" - Ascheberg 1898 bis 1906 8.000 t
"Elise" - Ottmarsbocholt 1883 bis 1896 und
1907 bis 1911
35.000 t
"Anton" Ottmarsbocholt 1914 bis 1919 3.000 t


In den Jahren 1884 bis 1886 trat ein starker Rückschlag ein, da der Strontianit we-gen der gleichen Verwendung des billigen Cölestins, der besonders aus England eingeführt wurde, nur geringen Absatz fand.

Der Ausbruch des I. Weltkrieges legte den Strontianit-Bergbau fast still. Nach dem Kriege bestand ein Schacht auf dem Grundbesitz des Bauern Beckendorf, Westerbauerschaft, und in der Osterbauerschaft die Grube Mathilde. Im Dezember 1935 brannte die oberirdische Schachtanlage der in demselben Jahre in Beitrieb genommenen Grube bei Kampschulte (Lütkebauerschaft) vollständig nieder.

Kurz nach Beginn des II. Weltkrieges wurde die Förderung auf dem früher schon sehr ergiebigen Schacht "Wickensack" mit Macht wieder aufgenommen.



Im Jahre 1940 wurden neben 50 deutschen Arbeitern 50 Italiener beschäftigt. Auch im letzten Förderjahr 1945 betrug die Arbeiterzahl 100 Mann.

Über die Preisentwicklung kann folgendes gesagt werden.

Der Verkaufspreis für eine t. Strontianit betrug:

1876 bis 1877 400 Mark
1880 bis 1881 290 bis 300 Mark
1885 bis 1894 145 bis 186 Mark
1900 bis 1914 durchschnittlich 160 Mark
1927 bis 1929 350 Mark
1933 157 Mark
1936 bis 1945 190 bis 200 Mark


Da nach dem Berggesetz Strontianit Eigentum des Grundbesitzers ist, so erhält dieser von dem Unternehmer eine Abgabe von jedem geförderten Zentner. Im Jahre 1880 betrug sie pro. Ztr. 1,50 bis 2 Mark. Eine Abgabe von 10% des Wertes wird heute als angemessen bezeichnet.

Zur Blütezeit des Strontianitbergbaues, in den 80ger Jahren, fanden in Ascheberg 150 bis 180 Arbeiter lohnende Beschäftigung.

Osterbauer-Schule wird 100 Jahre alt

  siehe dazu den Bericht von Reinhard Schütte

Gasexplosion in der Osterbauer
von Rektor Anton Otte

"An der Kreisstraße Ascheberg - Drensteinfurt, in der Nähe der Schule in der Oster-bauerschaft und der Wirtschaft Fleckmann (Gasthaus zur Mühle), steht in einer Wiese hart am Wege ein acht bis zehn Meter hohes dreibeiniges Holzgestell und darunter erhebt sich auf einem in die Erde eingemauerten, zylinderförmigen Betonkessel ein dickes, eisernes Rohr - die von der Stadt Münster im Jahre 1921 angelegte Gasauffangvorrichtung. Das dort entströmende Erdgas ist an die von der Zeche Radbod nach Münster führende Gasfernleitung angeschlossen, um im Bedarfsfalle, z.B. bei einem Streik, zur Gasversorgung herangezogen werden können. Welche Bewandtnis hat es mit der Erdgasquelle?

Im Mai 1903 stellte die Internationale Bohrgesellschaft Erkelenz in der Nähe der Bockwindmühle, die jetzt abgetakelt ist, einen Bohrturm auf, um dort nach Steinkohle zu bohren. Nach ungefähr vier Monaten stieß man in einer Tiefe von 1130 m auf ein Kohleflöz, das zwei Meter dick war. Ein zweites Flöz, das noch darunter lag, zeigte 1,80 m Mächtigkeit. Nun wurde der Bohrturm 400 m von der ersten Fundstelle aufgestellt , dort wo jetzt die Erdgasquelle ist. Schon war das Bohrloch bis auf 900 m niedergebracht, als plötzlich - es war am 25. Februar 1904, abends 19.45 Uhr, aus dem Bohrloch reichliche Wassermengen herausgeschleudert wurden.



Der Bohrmeister vermutete Gas als treibende Kraft und ordnete das Auslöschen der Lichter an. Bevor noch der Arbeiter zu einer 5 Meter hoch im Turm hängenden Laterne vordringen konnte, entzündete sich das Gas. Der Turm brannte sofort lichterloh und wurde mit mächtigem Krachen auseinandergetrieben. Der Mann rettete sich durch einen kühnen Sprung aus dem Fenster, und die übrige Belegschaft entging nur mit knapper Not den Flammen, die sofort den Kessel- und Maschinenraum ausfüllten.

Das Schauspiel aber, das sich jetzt den entsetzt herbeieilenden Menschen darbot, war ganz überwältigend, schauerlichschön. Mit gigantischer Wucht, unter donnerähnlichem Rollen, strömten die Gase aus dem angebohrten Erdspalt und bildeten eine etwa 15 m hohe, oben 5 m breite Feuersäule, in Form und Ausdehnung am besten vergleichbar mit der großen Fontäne der Wasserkünste auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. In dem unten sich verengenden Teil verbrannte das Gas mit bläulicher Flamme. Ein greller, gespensterhafter Lichtschein lag auf der ganzen Umgebung, scharfe Schatten zeichnend.

Die Menschen waren ob des gewaltigen Naturereignisses aufgeregt, denn das Schnauben und Dröhnen ließ nicht nach, es war auch, als ob die Erde unter den Füßen zitterte. Die alte Haushälterin auf Schulze Pellengahrs Hof kniete betend mit ausgebreiteten Armen am Boden und soll ein über das andere Mal ausgerufen haben: "Der letzte Tag ist gekommen! Die Welt geht unter! Ich habe es immer gesagt: Die gottlosen Menschen fahren zur Hölle" Herr, sei uns gnädig und barmherzig!"

Stundenweit wurde der Feuerschein gesehen, und alle, die ihn beobachteten, haben sich infolge der Lichtstärke über die Entfernung getäuscht. An verschiedenen Orten soll die Feuerwehr ausgerückt sein, weil sie der Meinung war, in der eigenen Bauerschaften oder im Nachbardorfe sei ein großer Brand ausgebrochen.

Die brennende Erdgasquelle bildete zwei Tage lang das Reiseziel vieler Leute, die auch aus weiter Entfernung herüberkamen und nicht müde wurden, stundenlang an der Brandstätte zu verweilen und das seltene, bezaubernde Naturschauspiel anzuschauen. Die Quelle schien unerschöpflich zu sein. Ununterbrochen schlugen die haushohen Flammen aus dem Bohrloch, jeder Bekämpfung und aller Löschversuche spottend. Die Feuerwehr musste sich darauf beschränken, die Werkstätten und Vorratsbuden, in denen eine große Menge Öl, Petroleum und dergleichen lagerte, zu schützen.

Am nächsten Tage waren 50 Arbeiter damit beschäftigt, einen hohen Erdwall um die Flammen aufzuschütten. Es bedurfte vieler Mühen, um jede Gefahr zu beseitigen.

Ascheberger Glockengeläute von hervorragender Schönheit

Montag, den 21. März 1910, wurden in der Glockengießerei Gebrüder Petit & Edelbrock, Gescher, vier neue Glocken gegossen, welche der Gutsbesitzer Hugo Schulze Hobbeling der St. Lambertus-Kirche zu Ascheberg gestiftet hat. Nachdem er acht Wochen nach dem Glockenguß gestorben war, entschloß sich die Witwe, eine fünfte Glocke zu stiften.

Zum Guß sollten auch die frühere größte und kleine Glocke verwendet werden, die von den Niederländischen Gießern Dubois und Beitel 1833 geliefert waren, sie wurden aber von dem Glockengießer zu ihrem Metallwert angekauft. Die mittlere Glocke (ungefähr e) sollte anfangs auch mit eingeschmolzen werden. Da sie aber ohne Zweifel in bezug auf Guß und Ton ein sehr wertvolles Stück ist - sie ist 1503 von dem berühmten Münsterschen Glockengießer Wolter Westerhues geschaffen - so blieb sie erhalten und fand in Zukunft als Totenglocke ihre Verwendung.


Die neuen Glocken mit Pfarrer Joseph Degener

1. Glocke C 2525 kg Durchmesser 1,58 m
2. Glocke D 1760 kg Durchmesser 1,41 m
3. Glocke E 1230 kg Durchmesser 1,25 m
4. Glocke G 660 kg Durchmesser 1,03 m
5. Glocke A 462 kg Durchmesser 0,91 m


Ihre lateinischen Inschriften lauten in deutscher Übersetzung:

1. "Ich ermahne euch alle, die ihr beladen seid, gehet zu Joseph
Joseph nennt man mich, des Schutzpatrons Lob verkündige ich
Heiliger Joseph, Wächter über Jesus und Maria, beschütze uns!

Gegossen mir drei anderen im Jahre des Herrn 1910 aus Gaben der Familie Schulze Hobbeling unter dem Pfarrer Joseph Degener von C. Edelbrock".

2. "Der hl. Lambertus will, dass ihr den Glauben gehet und pfleget,
den er selbst in eurem Lande begründet hat".

3. "Katharina werde ich gerufen, Göttliches verkündige ich,
die Einwohner schütze ich. - Gegossen im Jahre 1910
anstelle einer alten 1503 von Wolter Westerhues verfertigten
Glocke, auf der geschrieben stand: "Mein Name ist Katharina,
ich vertreibe die Blitze und befehle dir an, dich deines Todes
zu erinnern. Hl. Katharina, sei unsere Mittlerin!"

4. "Mit deinem lieben Kinde segne uns, Jungfrau Maria!
Im Jahre des Herrn 1910".

5. "Hugo werde ich genannt, und ich ermahne dich: Liebe Gott den Herrn!
Sei du nicht, was ich bin! I. Cor. 13. 1. - Gegossen am 31. August 1910 zum frommen Gedächtnis des Hugo Schulze Hobbeling, geboren am 7. Dezember 1857. Er sah am 21. März 1910 den Guß der Ascheberger Glocken, die er nicht mehr Läuten hörte. Von einer schweren Krankheit dahingerafft, verschied er am 18. Mai 1910 fromm im Herrn. Er ruhe in Frieden!
Gewidmet von der Gattin Elisabeth Schulze Hobbeling, geb. Wiemann, und vier Kinder."

Der Hochwürdigste Weihbischof Illigens nahm Sonntag, den 23. Oktober 1910, bei der Einweihung des neuen Kirchturms zugleich die Weihe der fünf neuen Glocken vor.

Nach dem übereinstimmenden Urteil maßgebender Persönlichkeiten war das Glockengeläute von hervorragender Schönheit und brauchte deshalb im ersten Weltkriege nicht abgeliefert werden.

Gründung der Ascheberger Poststelle
01. Mai 1848

Das war ein denkwürdiger Tag für Ascheberg, als der Gemeindediener mit der Schelle den Bürgern mitteilte, dass im Hause des Kaufmanns Breymann (Jansen; heute Nientidt altes Haus) ein "Postcomtoire" eingerichtet sei und dass Herr Breymann die Geschäfte übernommen habe.

Das Haus Breymann (Jansen; heute Nientidt)

Dreimal wöchentlich verkehrte damals eine Karriolpost zwischen Ascheberg und Herbern, die 1863 von Ascheberg nach Drensteinfurt umgeleitet wurde. (Karriolpost= Wägelchen, das keine Personen befördert) Herbern lag an der großen Heerstraße Münster - Dortmund. Dorthin wurden die Postsachen in großen Postwagen von Münster aus gebracht. Ab 1867 passierte täglich eine Personenpost mit Posthorngeschmetter den friedlichen Ort und ihre Ankunft mit den "weitgereisten" Insassen ist jedes Mal die Sensation des Tages. Der Betrieb wächst. Die Zahl der ausgelieferten Briefe, "wohl 20 am Tag", erreicht eine ungeahnte Höhe, dass die Oberpostdirektion in Münster 1871 das Comtoire in eine Postagentur umwandelt, die dem Dorfschullehrer Bernhard Hommering übertragen und der Postexpedition Drensteinfurt zugeteilt wird.

Solch ein Postbetrieb war damals nicht so einfach. Er war gemütlich - aber auch umständlich und so hat der neue Postagent, Magister und Organist Hommering alle Hände voll zu tun, die Portis zu berechnen, die Posten abzufertigen und den Fahrgästen der Personenpost die Plätze zu sichern, dass er bald die ganze Post zu sich in die Lehrerwohnung, Kirchplatz, verlegt, wo sie bis zur Verlegung in die Appelhofstraße 163 (1883) verbleibt.

Im Juli 1878 tickt in Ascheberg zum ersten Male der Morseapparat, und 1886 vollzieht sich in der Davert das Wunder des ersten Ferngespräches zwischen Ascheberg und Davensberg.

Am 01. April 1890 wird Ascheberg selbständig: Postamt III und damit unmittelbar der Oberpostdirektion Münster unterstellt. Gleichzeitig wird ihm die Postargentur Davensberg übertragen. Als "Postmeister" fungierte der Lehrersohn, Postverwalter Clemens Hommering. Der Verkehr steigt von Jahr zu Jahr. 1893 trabte schon zweimal täglich eine Personenpost Ascheberg - Ottmarsbocholt mit Behagen durch das blühende Revier. 1899 wird eine Personenpost nach Nordkirchen eingerichtet, das Postamt in das eigens für die Post errichtete Gebäude Sandstraße 226 verlegt, wo es heute noch ist. Dieses Gebäude baute Herr Wismann für die Post. Abbruch des alten Postgebäudes am 16. Juni 1998.

Über ein Jahrzehnt bleibt es ruhig um die Post in Ascheberg. Da kommt durch die Verlegung der Posthalterei von Drensteinfurt nach Ascheberg mit fünf Postpferden in die Gastwirtschaft Bultmann neues Leben ins Dorf. Aber im Zeitalter des modernen Verkehrs muß der "Schwager", der Position, mit der Postkutsche von Ascheberg Weltbühne am 30. April 1917 abtreten. Der "feurigen Elise", jene damals sagenhaft erscheinende idyllische Kleinbahn mit Glockengeläute zwischen Ascheberg und Rinkerode hat ihn verdrängt und befördert jetzt die Pakete und Postsendungen. Ein Jahr, bevor der alte Postmeister Homering sich pensionieren läßt und die Dienstgeschäfte seinem Sohn Bernhard überträgt, ist der "Pängel - Anton" betreibsmüde und überläßt die Postbeförderung am 18. November 1922 dem Schwertheim'schen Privatauto nach Drensteinfurt. Als die Kraftpost auf der Strecke Münster - Amelsbüren - Ottmarsbocholt - Davensberg - Ascheberg - Nordkirchen - Südkirchen - Lünen am 15. April 1926 eingerichtet wurde, übernahm sie die Postbeförderung, bis am 17. Oktober 1928 Ascheberg in den Fahrplan der neuen Reichsbahnstrecke Münster - Dortmund einbezogen wird und damit den Anschluß an die große Welt findet. An Stelle des 1935 nach Borghorst versetzten Postmeisters Homering amtierte nun der Postverwalter Kohues bis 1960, danach Herr Menze bis 1979, dann Herr Eisfeld bis 1989 und Herr Behnisch bis zum 31.12.1995. Danach wurde das Postamt von der Zentrale Ahlen betreut.


Das Postgebäude wurde 1998 abgebrochen.

Am 03. September 1997 schloss die Post AG ihre Postfiliale auf der Sandstraße. Ab dem 04. September 1997 bekamen wir eine Postagentur im REWE-Center Frenster, Bultenstraße 22.

Letzte Fahrt der Postkutsche von Drensteinfurt nach Ascheberg
Postillion Heinrich Kühnhenrich war immer kühn!

Herr Heinrich Kühnhenrich begann seinen langen Dienstweg als schmucker Position und fuhr täglich die Postkutsche von Drensteinfurt über Ascheberg nach Davensberg. Am 30. April 1917 befuhr er sie zum letzten Mal. Nach dem ersten Weltkriege und dem Schwinden der alten Postkutschenromantik versah er getreulich tagein und tagaus bei jedem Wetter seinen Dienst und radelte bis zu seiner Entlassung aus dem Postdienst zu den entlegensten Gehöften, um dort seine ihm anvertrauten Briefsachen zu überbringen. Freud und Leid einer ganzen Generation hat er auf diese Weise mitgetragen.

Es war eine herrliche Zeit, sagte der Position a.D. Heinrich Kühnhenrich am 10. November 1952. So hoch oben auf dem Kutschbock war man Herrscher und Beherrscher der Landstraße. Das Auto war noch nicht die Gefahr der Straße. Es ereignete sich nicht viel - ab und zu wurde ein Hund angefahren oder verjagt. Doch meinte der Position: "Ich habe doch etwas Romantisches, wie man es heute nur noch in Wildwestfilmen aus Texas erlebt: Zwei Überfälle auf meine Postkutsche."

Das erste Mal war es auch in der Nähe von Stewwert (Drensteinfurt), wo früher Wald beide Seiten der Straße säumte. Ein Mann versuchte im Dunkeln mich auf dem Kutschbock anzufallen. Er hatte aber nicht mit mir gerechnet. Bei G. in der Davert, einem alten Stielmacher, hatte ich mir einen Knüppel schnitzen lassen, der einen Rillengriff für die Hand und ein keulenförmiges Ende hatte. Der Lag immer neben mir. Ich griff den Knüppel, ein Schlag - ein Schrei, der Kerl lag unten und ich fuhr weiter, als wenn nichts passiert war. Die Passagiere haben nicht einmal etwas gemerkt. Am anderen Tag habe ich überall gefragt, ob nicht ein Mann auf der Straße gelegen habe oder einer mit verbundenen Schädel gesehen worden sei. - "Ich darf es ruhig sagen, nicht ohne ein Gefühl der Angst passierte ich am anderen Abend diese Waldstelle, rechnete ich doch mit der Rache des anderen." Doch in diesem Falle hatte der Davert - Knüppel seine Wirkung getan.



"Ja, beim zweiten Mal war es gefährlicher. Die Pakete wurden oben auf der Planwagen gelegt. Geld und Wertsachen wurden unter dem Kutschbock in der Kassette verschlossen. Der Schlüssel dazu war in Drensteinfurt und in Davensberg. In Höhe vom "Schwatten Holtkamp" griff eines Abends einer in die Zügel der Pferde, ein anderer stieg auf den Bock und versuchte mich zu betäuben. Ein dritter hielt hinten die Tür zu. In der Kutsche saßen nur eine alte Frau Markfort und der Postbeamte Hommering, der Chef also persönlich. Das Vorhängeschloß widerstand und ich schaukelte den anderen vom Bock. Postmeister Hommering konnte nicht nach draußen - also schlug er das Fenster ein und stieg zur anderen Seite aus. Das genügte schon, um die drei Diebe zum Rückzug zu bewegen."

Lüdinghauser Zeitung vom 12.11.1952

Bürgerschützenverein
Helmut Müller, 1978

Der Schützenverein soll 1679 begründet worden sein. Doch bereits für 1519 liegt eine Nachricht vor, die vom Vogelschießen in der Nordbauerschaft spricht.

Der "Allgemeine Schützenverein", wie er sich nannte, bestand bis 1853. Im Mai 1861 wurde dann eine neue "Bürger-Schützen-Gesellschaft" gegründet, die anfänglich etwa 30 Mitglieder zählte und sich eigene Statuten gab. Der Verein florierte jedoch nicht sonderlich. Schützenfeste kamen nur selten zustande. Sie blieben wegen der Kriegsereignisse der Jahre 1864-66 aus. 1867 zählte der Verein nur noch 14 Mitglieder.

Die Rektoratschule ab 1951 Realschule

Im Jahre 1866 faßten Ascheberger Einwohner Pläne, eine private Schulanstalt ins Leben zu rufen, die es ihren Kindern ermöglichen sollte, sich auf die ersten Gymnasialklassen und " den Eintritt in das gewerbliche Leben " vorzubereiten. Bereits Ostern 1867 gelang es, eine solche Schule auf der Bultenstraße zu eröffnen. Die Initiatoren verpflichteten sich, mit ihrem Vermögen für die Schule zu haften und einen Lehrer zu besolden. 17 schulpflichtige und 7 nicht mehr schulpflichtige fanden Aufnahme und wurden von dem ersten Rektor, Janssing, unterrichtet. 1873 übernahm dann der Kuratpriester Josegh Hartges die Leitung der Schule.


Die alte Rektoratschule auf der Biete

Es versteht sich, dass nur solche Schüler aufgenommen wurden, die gute Leistungen aufzuweisen hatten und über dem Durchschnitt liegende Kenntnisse im Schreiben, Lesen, Rechnen und biblischer Geschichte mitbringen konnten. Solche Fähigkeiten mussten durch eine Aufnahmeprüfung nachgewiesen werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg gelang es schon 1946, die Schule erneut aufzubauen und seit 1951 als Realschule weiterzuführen. Damals bildete sich ein "Verein der Freunde und Förderer der Rektoratschule Ascheberg".


Rektoratschule später Realschule an der Dieningstraße

Gründung des Männer-Gesang-Verein Cäcilia
November 1874

In den Jahren 1874 - 1903 wirkte in Ascheberg der Lehrer Bernhard Buck, der ein tüchtiger Kenner und Könner der edlen Musika war.

Auf seine Anregung hin versammelten sich im November 1874 junge, sangesfrohe Männer im Schulzimmer der Knaben-Oberklasse zur Gründung eines Gesangsvereins.

In den ersten Monaten wurden die Übungsstunden unter dem Dirigenten Buck und seinem Stellvertreter, dem damaligen Lehrer August Felgemacher, im Lokal der Knabenoberklasse angehalten.

Der Verein, der bald nach seiner Gründung für kurze Zeit im Gasthof Dieninghoff tagte, siedelte bald darauf (1877) zur Ww. Wiggermann, jetzt Gasthof Bultmann, über und hat hier sein Übungslokal bis heute beibehalten. Im Jahre 1882 trat der Lehrer Bernhard Buck vom Dirigentenamt zurück. Der Verein fand einen Nachfolger in dem Musiker Theodor Reher, Drensteinfurt-Rieth.

Als Theodor Reher im Jahre 1897 den Dirigentenstab niederlegte, trat für den Verein eine Zeit der Ruhe ein. Seine Tätigkeit erstreckte sich nur noch auf das Singen am Grabe eines Bürgerschützen.

Das änderte sich nun im Jahre 1905. Eine neue Generation war herangewachsen, die ebenfalls das Bedürfnis zum Singen in sich fühlte. "Frohsinn und Gesang", unter diesem alten Motto wurde der Verein "Cäcilia" im Jahre 1905, am Sonntag nach der bekannten Ascheberger Kirmes, unter dem Chorleiter, Hauptlehrer Anton Otte, erneuert. Getreu ihrem Wahlspruch "Dem Wahren, Guten, Schönen soll unser Lied ertönen:" pflegte man den mehrstimmigen Gesang. 1907 übernahm dann auch der Chor den mehrstimmigen Gesang in der Pfarrkirche St. Lambertus.

Anfang des Jahres 1908 erließ der damalige Oberpräsident, Staatsminister Freiherr von der Recke, einen Aufruf an die Männer-Gesang-Vereine der Provinz zur Gründung eines Westf. Sängerbundes, der sich als Glied dem Deutschen Sängerbund anschließen sollte. Freudig gab der Verein seine Zusage, und die beiden Vertreter der Gründungsversammlung im Festsaal des Kölnischen Hofes zu Dortmund teil.


Gruppenfoto zur 50jährigen Jubelfeier des MGV ”Cäcilia” am 29. Und 30. Juni 1924

Somit war der MGV Cäcilia Ascheberg der erste und einzige Gesangverein des Kreises Lüdinghausen, der sich von Beginn an dem Westf. Sängerbund angeschlossen hat. In einer Stärke von 23 Mitgliedern beteiligte sich der Verein am 1. Bundesfest, das am 3. und 4. Juli 1910 in Dortmund stattfand.

Gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit, da fast alle Mitglieder zum Heeresdienst eingezogen wurden. Aber schon bald nach Kriegsschluß 1919 nahm der Verein seine Tätigkeit wieder auf. Trotz schwerer Zeit nahm der Verein an mehreren Gesangfesten teil und traf selbst die Vorbereitungen für sein 50jähriges Jubelfest, das am 29. und 30. Juni 1924, verbunden mit dem 4. Kreissängerfest und der Weihe der neuen, durch die Firma Glas-Egeling, Münster, gelieferten Vereinsfahne, gefeiert wurde.


Die 1000jährige Eiche auf Ichterloh bei Nordkirchen


Hoch schlugen die Wogen der Begeisterung nach dem Jubelfest. Alljährlich auf Peter und Paul zog man zum Sumpf nach Capelle (Ichterloh) und feierte Sä-Bu-Fe-Erinnerung.

Erstmals am 12. Februar 1928 zog der MGV einen Karnevalistischen Abend auf.

In Anbetracht der immer schlechter werdenden Wirtschaftslage wurde der Gesangabend vom 14. März 1931 ab nur noch alle 14 Tage abgehalten und in der Generalversammlung am 5. Januar 1932 ermäßigte man den Monatsbeitrag von 1,00 RM auf 0,50 RM, und statt der Namenstagsrunde zahlte man 1,00 RM in die Vereinskasse.

Als Mitbegründer nahm der Chor am 6. Sängerbundesfest in Dortmund am 16. Juli 1933 teil. Ebenso trug der Chor zum Gelingen der in Ascheberg vom 15. bis 22. August 1933 veranstalteten Reichshandwerkerwoche bei.

Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten brachte auch für den Deutschen Sängerbund eine grundlegende Umgestaltung. Jeder Chor musste jetzt der Reichskulturkammer angeschlossen sein und erhielt auf Grund seines Ausweises die Erlaubnis, öffentlich aufzutreten. Das Liederbuch des DSB wurde unter Streichung einer Reihe von Liedern neu herausgebracht. Preis- und Wettsingen wurden verboten.

So kamen nun zu den bisherigen Aufgaben neue hinzu. Singen für das WHW (Winterhilfswerk), Mitwirkung bei Gaukulturwochen, bei Verleihung von Ehrenkreuzen an kinderreiche Mütter usw. usw.

Freiwillige Feuerwehr
Helmut Müller

Am 01. November 1882 gab sich die 1881 gegründete Freiwillige Feuerwehr Statuten, die am 30. März 1906 durch ein neues Ortsstatut abgelöst wurden.

Wann eine Feuerwehr in Ascheberg begründet worden ist, läßt sich nicht genau sagen. Im Jahre 1817 bestand sie bereits. Sie war mit zwei fahrbaren Spritzen "nebst Zubehör" und drei Brandleitern ausgerüstet. Jeder Einwohner hatte die Pflicht, mindestens einen Brandeimer und einen Feuerhaken zu Hause bereitzuhalten. Wieviel Mann diese Spritzen bedienten, ist leider auch nicht überliefert.

Im Jahr der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Ascheberg waren drei fahrbare Löschzüge mit Handbetrieb einsatzbereit. Die Feuerwehr verfügte außerdem über eine Saug- und Druckspritze, 3 Druckspritzen ohne Saugstutzen, einen Zubringer, eine Kleinkraftspritze und 12 Hakenleitern. Eine motorisierter Löschzug stand noch nicht zur Verfügung. Dafür waren aber ein Steigerturm für die Schläuche und ein 25m 2 großes Gerätehaus vorhanden. In Ermangelung einer Wasserleitung musste die Wehr das Löschwasser aus drei Teichen und drei Bohrbrunnen ansaugen. Die Ascheberger Feuerwehr galt 1890 als "gut organisiert". Sie zählte 140 Mitglieder. Um die Feuergefahr möglichst weit einzudämmen, war es ab sofort nicht gestattet, Neubauten mit Strohdocken einzudecken.

Das erste Gerätehaus mit Steigerturm wurde am 14. November 1886 eingeweiht. Baumeister Siebeneck entwarf die Zeichnung zu diesem Bau und entwarf den Kostenanschlag, der auf 775,45 Mark lautete.


Der erste Steigerturm wurde am 14. November 1886 eingeweiht.

Kirchenchor St. Lambertus

Im Jahre 1905 wurde der Kirchenchor St. Cäcilia als reiner Männerchor gegründet, dessen erster Dirigent Lehrer Anton Otte gewesen ist. Der Chor betrachtete es als seine Aufgabe, zur Gestaltung des Gottesdienstes beizutragen. Seit 1910 bestand auch eine sogen. Chorschola, die an Sonn- und Feiertagen Gregorianische Gesänge darbot. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Chor mehr und mehr in einen gemischten Chor umgewandelt.


Ausflug nach Fredebaum am 10.08.1936; Kirchenchor St. Cäcilia

Gründung der Landwirtschaftlichen Winterschule
04. September 1907

Die politische Gemeinde, vom Pfarrer Degener unterstützt gründet die Landwirtschaftliche Winterschule. Der Neubau wurde an das damals schon bestehende St. Katharinenstift angebaut.


Landwirtschaftliche Winterschule am St. Katharinenstift(St. Georg)

Kreissparkasse
01. Januar 1908

Seit dem 01. Januar 1908 besteht in Ascheberg eine Zweigstelle dieses alten und größten Kreditinstitutes im Kreis Lüdinghausen. Mit der Geschichte dieser Zweigstelle verbindet der Name Niemann besonders genannt zu werden. Wilhelm Niemann übernahm am 01. Januar 1908 in seinem Haus an der Sandstraße als Verwalter diese Zweigstelle, die fortan den Bürgern Gelegenheit bot, ihre Spargroschen sicher und verzinslich anzulegen. Nach dem Tode von Wilhelm Niemann übernahm seine Gattin, Frau Wilhelmine Niemann geb. Börger, 1942 die Zweigstelle, bis ihre Tochter Ursula, heutige Frau Dortmann, nach ihrer Fachausbildung die Sparkasse übernehmen konnte.



Im Jahre 1953 wurden die Geschäftsräume in den Niemannschen Neubau an der Dieningstraße verlegt, die, so glaubte man, in ihrer Größe für lange Jahre ausreichen würden. Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Lüdinghausen und die starke Ausweitung aller Geschäftssparten der Kreissparkasse machten diese Meinung jedoch sehr bald zunichte! Die Zweigstelle platzte im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten!

Deutsches Rotes Kreuz - Ortsgruppe Ascheberg
Helmut Müller

Die Ortsgruppe wurde 1914 gebildet. Erste Mitglieder waren die Gemeindevertreter und der Pfarrer. Sie übernähmen die Sammlung der Gelder, die dem Roten Kreuz und dem Vaterländischen Frauenverein zugute kamen. Die Zahl der Mitglieder bewegte sich folgendermaßen: 1960 35, 1970 30, 1974 aufgrund der überregionalen Werbeaktion 171. Die Ortsgruppe übt Bereitschaftsdienst bei der Autobahnpolizei und bei größeren Sportveranstaltungen, beteiligt sich am Blutspendedienst und führt Erste-Hilfe-Kurse durch.

Die Schule in der Westerbauerschaft

Die Pläne, in der Westerbauerschaft eine Schule zu errichten, reichen weiter zurück als ein entsprechendes Vorhaben in der Osterbauerschaft. Schon 1868 versuchten die dort ansässigen Bauern, dafür eine Genehmigung an höchster Stelle einzuholen. Vergeblich, Berlin lehnte ab, nachdem sich Landrat und Schulinspektor, kräftig unterstützt von den Gemeindevorstehern, dagegen ausgesprochen hatten. Der Streit, der daraus erwuchs, dauerte bis 1871 und fand auch nur deshalb ein Ende, weil die Kriegszeiten andere Probleme herangetragen hatten.


Die Westerbauer-Schule

Statt der Einrichtung einer Schule in der Westerbauerschaft gelang es der politischen Gemeinde Ascheberg, für sich eine 4. Klasse im Dorf zu errichten. Wieviel Eigenleben und selbständiges Handeln und Denken damals noch in den Bauerschaften vorhanden gewesen ist, zeigen diese schulischen Auseinandersetzungen zwischen Dorf und Oster- wie Westerbauerschaft nicht zu deutlich. Dass die Forderungen der Eingesessenen der Westerbauerschaft nicht unberechtigt gewesen sind, läßt sich denken. Mussten doch die Kinder Wege zwischen 3 und mehr als 5 km einfacher Entfernung zurücklegen, und das bei jeder Witterung. Es lag also ein ganz ähnlicher Notstand wie in der Osterbauerschaft vor. Doch noch 1911 lehnten Schulvorstand und Gemeindevorsteher eine solche Schule ab. Schließlich kam im Jahre 1914 der Bau einer Schule zustande. Sie wurde am 01. Oktober desselben Jahres mit 67 Kindern eröffnet.

Als erster Lehrer unterrichtete Heinrich Böhmer aus Isalohn. Erst 1930 erhielt die Schule eine Lehrerwohnung. Das Schulgebäude wurde 1963 ausgebaut und renoviert, aber schon fünf Jahre später geschlossen. Die Kinder fahren jetzt wieder mit dem Bus in die Schule des Ortes.

Die Lehrkräfte waren:

  Herr Heinrich Böhmer
  Herr Suwelack
  Herr Limke
  Herr Heinrich Schomberg
  Herr Hubert Schwipp
  Herr Karl-Josef Jennebach
  Herr Espenkott
  Frl. Therese Höhne
  Frau Greiwe

Hilfslehrer waren:

  Herr Hans Pepping
  Herr Wilhelm Otte
  Herr Josef Drees
  Herr Johannes Niehues
  Herr Friedrich Flöter

Eisenbahn
Rinkerode - Ascheberg

Auf der Strecke verkehrte seit 1915 eine Materialbahn, die vom Bahnhof Rinkerode Baumaterialien für die Hauptbahn Dortmund - Münster anfahren sollte. Auf Antrag der Gemeinde Ascheberg wurde die Kleinbahn am 01. Mai 1917 auch für den Personenverkehr freigegeben. Auf der 11,5 km langen Strecke Rinkerode - Davensberg - Ascheberg verkehrten täglich drei Zugpaare. Acht Jahre später, Anfang 1925, wurde die Strecke wieder stillgelegt.


Unser Pängelbähnchen

Unser Pängelbähnchen!

1) Will man hier mal auf Reisen geh'n
Hat man's nicht grad bequem,
Denn fast läuft man zwei Stunden schon
Zur nächsten Hauptstation.
Drum wären wir hier übel dran
Wär nicht die Pengelbahn,
Und hurtig mit vergnügtem Sinn
Zur Pengelbahn geht's hin.

Denn so'n Pingelpangel pingelpangelpängelbahn die ist schön,
Denn sie läuft sie läuft, sie läuft von ganz allein,
Sie läuft wie'n D-Zug schnell, kein Teufel holt sie ein,
Was in die Quere kommt das fährt sie kurz und klein.

2) Mit Kisten, Kasten, groß und klein,
So sieht man sie da geh'n
Von weitem bleiben sie schon steh'n
Und nach dem Bahnhof späh’n,
Mit frischem Mut geht's weiter dann
Bis zu der Pängelbahn.
Doch von Bahnhof ist da keene Spur,
Der ist in Gottes frischer, freier Natur.
Ja so'n Pin---- die ist schön,
Wer da warten muß, den läßt man einfach stehn,
Oder noch besser ist's man steigt sofort nur ein,
Denn zuletzt da kommt man öfter schwerlich rein.

3) Kartoffel, Eier, Butter, Korn,
Es ist ja ganz ernorm,
Auch Lebewesen, groß und klein,
Die finden sich da ein,
Bis dass besetzt ist jeder Zoll
Und die ganze Bude voll.
So steht alles Mann an Mann,
So dass keiner fallen kann.
Ja so'n Pin--- ist nicht klein,
Viel geduld'ge Schafe gehen da herein,
Und wenn einer mal derohalb schimpft und hetzt,
Wird er einfach an die Luft gesetzt.

4) Und kommet dann die Abfahrtszeit,
Alles ist soweit bereit,
Dann pfeift das Zügle noch zuletzt
Sich dann in's Rollen setzt.
Doch gleich darauf hält es nochmals still,
Weil einer noch mit will.
Und weil nicht einer geht mehr rein,
Steigt er zu den Postpaketen ein.
Ja so'n Pin--- ist famos,
Für solch 'nen Fall ist immer ein Loch los,
Für so'n Schlafmütz ist en Wagen hinten dran,
Damit er auf den Postpaketen weiterschlafen kann.

5) Und während der Fahrt herrscht jederzeit
Die größte Fröhlichkeit,
Und Tabakqualm erfüllt die Luft
Mit allerfeinstem Duft.
Ein feiner Herr ist drum mokiert
Und spricht ganz ungeniert:
"Hier wird gequalmt ja wie ein Schlot,
Man kriegt ja Atemnot."
Doch so'n Pin - - - denkt sozial,
Ihr ist alles arm und reich ja ganz egal,
Und wenn einem diese Art und Weise nicht gefällt,
Wird er in freier Wildbahn einfach kalt gestellt.

6) Und so vergeht die Zeit dann leicht,
Klein Köln ist bald erreicht,
Doch hier da wird der ganze Schwarm
Revidiert von dem Gendarm.
Der kennet seine Leute schon
Und gibt auch kein Pardon.
Um's meiste ist es dann geschehn,
Auf Nimmerwiedersehn.
Ja so'n Pin - - - kann auch mal
Für die Hamsterleute werden ganz fatal,
Doch ein Hochgenuß, wenn man sich dann ankuckt
Was so'ne Hamsterbahn an Hamsterwaren schluckt.

7) Dann lenkt das Pengelbähnchen fein
In die holde Davert ein,
Wenn's sein muß, hält sie nochmals still,
Wenn der Davertschult mit will,
Dann pängelt sie oh'n Rast und Ruh'
Bis Rinkerode zu.
"Die schöne Fahrt vorbei, o Graus,"
Und alles muß heraus.
Doch son'n Pin--- usw.

17. Oktober 1917

Kriegsanleihe

Wer im letzten entscheidenden Ringen mit einem listigen hartnäckigen Feind freiwillig Schwäche zeigt , ist wahnsinnig, selbst sein schlimmster Feind, selbst Schuld an seinem Verderben.
So handelt der, welcher sein verfügbares Geld nicht in der 7. Kriegsanleihe anlegen will fürs Vaterland und sich selbst.
Gibt es solche Wahnsinnige im Kreise Lüdinghausen? Hoffentlich nicht!

Degener, Pfarrer

Ascheberg, 12. Oktober 1917

Wahlscherz
27. Januar 1919

Zwei wetterfeste Zentrumswähler von hier haben bei der gestrigen Wahl der hiesigen Sozialdemokratie einen derben Streich gespielt.

Auf den Wahlzetteln der beiden standen in schönster fetter Schrift die Namen der Hauptvertreter der hiesigen roten Partei: Natürlich erscholl gestern abend beim Öffnen der Wahlumschläge von allen Seiten ein lautes: "Der ist ungültig!" Aber o Schreck! Unter all den roten Brüdern war ganz versteckt auch ein Kandidat des 1 Wahlvorschlages (Zentrum) verzeichnet, so dass die Namen der hiesigen Roten als Wilde die Gültigkeit der Wahlzettel nicht beeinträchtigen konnten. Unter allgemeinem Gelächter musste der "rote" Zettel auf Liste "Stegerwald" gebucht werden.

Nachstehend zur Erläuterung ein Stimmzettel:

  Heinrich Linden, Ascheberg i. W.
  Maurer Josef Schwipp, Ascheberg i. W.
  Maurer Bernhard Sträter, Ascheberg i. W.
  Bernhard Bücker, Ascheberg in W.
  Maurer Heinrich Theermann, Ascheberg i. W.
  Bernhard Steens, Ascheberg i. W.
  Maurer Anton Büscher, Ascheberg i. W.
  Forstlehrling Bernh. Hohelüchter, Ascheberg i. W.
  Bergmann Theodor Beilwedde, Wettringen i. W.
  Landwirt Bernh. Wortmann, Ascheberg i. W.
  Händler Bernh. Büscher, Ascheberg (Davensberg)
  Metzger Hubert Nientiedt, Ascheberg i. W.
  Arbeiter Hubert Pällmann, Ascheberg (Westerb.)

St. Lambertus
29. Dezember 1924

Der hochwürdige Herr Prälat Josef Degener feierte sein silbernes Pfarrjubiläum und sein goldenes Priesterjubiläum.





Gründung des Taubenvereins
19. Juni 1927

Josef Leidiger, Adolf Hülsmann, Ernst Jeske, Bernhard Strickmann und Wilhelm Dortmann gründeten einen Taubenverein mit dem Namen "Heimattreue Ascheberg". Für die Teilnahme an Wettflügen schließen sie sich der Reisevereinigung Drensteinfurt und Umgebung an.

Der Taubenverein, "Heimattreue Ascheberg" , wird am 10. September 1927 offiziell in den Verband Deutscher Brieftaubenliebhaber e.V. mit Sitz in Hannover-Linden (jetzt Essen) aufgenommen und unter der Vereinsnummer 0 65 58 registriert.

Turn- und Sportverein
Helmut Müller

Der TuS wurde 1928 gegründet, die Satzung 1966 in das Vereinsregister eingetragen. Auf Initiative des Lehrers Heinrich Schaar wurde der erste Sportplatz (am Hoppenberg) angelegt. 1930 errichtete man zwei Fußballtore und baute eine 100-m Laufbahn.

Karneval beim "MGV"
12. Februar 1928

Eine große karnevalistische Sitzung veranstaltete der hiesige Gesangverein "Cäcilia" am Sonntag im Saale Bultmann, woran sich die Mitglieder, Ehrenmitglieder und Angehörige in großer Zahl beteiligten.


Neuste Wursteblätter zum karnevalistischen Abend des MGV ”Cäcilia” Ascheberg

Die Saaldekoration brachte mit seiner fehlerhaften Beleuchtung bei allen Besuchern recht bald eine frohe und launige Stimmung und nach herzlicher Begrüßung durch den Vorsitzenden Hugo Merten hatte die echte karnevalistische Stimmung Platz gegriffen. Festzeitung und Büttenreden sorgten dafür, dass diese Stimmung noch lebhafter auswuchs. Ein froher Tanz beendete diese so harmonisch verlaufende Feier.

Fürsorge - Sprechstunden
18. Februar 1928

Am Dienstag, den 21. ds. Mts. finden die nächsten Fürsorge - Sprechstunden statt. In der Mädchenschule (Himmelstraße) ist um 3 Uhr (15 Uhr) Mütterberatung die Tuberkulosesprechstunde ist um 4.15 Uhr (16.15 Uhr) im Krankenhaus.

Amt Ascheberg
Bekanntmachung 26. Mai 1928

Am 1. Juni ds. Jrs. findet eine Schweinezwischenzählung statt. Das Ergebnis der Zählung dient lediglich zu volkswirtschaftlichen Zwecken, insbesondere der Erkenntnis der Landwirtschaft und der Viehzucht. Sämtl. Viehbesitzer werden daher aufgefordert den Zählern bei den Aufnahmen des Schweinebestandes behilflich zu sein und die richtige Angabe zu erteilen, da eine Nachrevision erfolgt. Wer vorsätzlich eine Anzeige, zu der er auf Grund der Verordnung des Bundesrates vom 30. Jan. 1917 oder nach 2 erlassenen Bestimmungen aufgefordert wird, nicht erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Gefängnis oder bis zu zehntausend Mark bestraft.

Auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen über Entschädigung der Besitzer bei Viehseuchen, sollen die vorhandenen Viehbestände nach dem Bestande vom 1. Juni 1928 neu aufgenommen werden. Die Aufnahme erfolgt durch die Zähler, welche die Schweinezwischenzählung am 1. Juni ds. Jrs. vornehmen. Die Besitzer von Pferden, Maultieren, Mauleseln, Bullen, Kühen, Rindern, Kälbern und Ziegen werden aufgefordert, über die an dem genannten Tage vorhandenen Viehbestände richtige Angaben zu machen.

Es wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, dass das Alter und Geschlecht der Tiere angegeben werden muß.

Bei der Aufnahme des Viehbestandes hat auch die Anmeldung der Hunde zu erfolgen.

Der Rauschbrand unter dem Rindviehbestande des Landwirts Franz Schulte von hier, Lütke 7 ist erloschen, welches hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Der Bürgermeister: Lüffe

Bahnlinie Münster - Dortmund
17. Oktober 1928

Heute wurde in feierlicher Form und mit allen Ehren

die neue Bahnlinie Münster - Dortmund eröffnet.

Hierzu nun folgender Bericht von

Anton Otte

In Ascheberg gab es überall Freibier

Am 17. Oktober 1928 war die feierliche Eröffnung der Eisenbahnstrecke Münster - Preußen- Dortmund, durch die Amelsbüren, Davensberg, Ascheberg, Capelle und Werne Anschlußstationen wurden. An diesem langersehnten, bedeutungsvollen Tage konnte endlich die neue Stecke nach langjähriger, wechselvoller Baugeschichte als eingleisige Nebenbahn dem Verkehr übergeben werden. Der Bau war bereits in dem Eisenbahnanleihegesetz von 1912 beschlossen worden, ist aber durch den ersten Weltkrieg und seine Folgen ins Stocken geraten. In unserer Gemeinde begannen die Arbeiten 1913, indem von der Westdeutschen Tiefbaugesellschaft der Durchstich in der Galghege durch sog. "Monarchen" (Monarchen = Handarbeiter ohne Maschinen, vermutlich scherzhafte Bezeichnung) in schwerer Hand- und Karrenarbeit ohne Bagger angelegt wurde.

Im Sommer 1914 übernahm die Firma Philipp Holzmann, Aktiengesellschaft, Frankfurt / Main, die Strecke Werne - Davensberg, während die Strecke Davensberg - Amelsbüren von der Firma Grün & Bilfinger hergestellt wurde. Der Bahndamm Davensberg - Amelsbüren nebst Brücken war bereits 1915 fertiggestellt. Vorübergehend wurden die Bauarbeiten während der Kriegszeit unterbrochen; auch englische und französische Kriegsgefangene waren eine Zeitlang beschäftigt. Nach der Demobilmachung fanden zahlreiche Gemeindeeingesessene lohnenden Erwerb. Zur Zeit der Inflation vertauschten die meisten Handwerker ihr Werkzeug mit Hacke und Spaten, wohl 300 Ascheberger waren beschäftigt. Die Arbeiten schritten aber nur im Schneckentempo fort, lag wohl im Zuge der Zeit. Der 1913 gemachte Baukostenanschlag von 30 Millionen Mark war bereits 1921 auf 181 Millionen Mark angewachsen.

Im Frühjahr 1925 stellte die Firma Holzmann die Arbeiten hier ein, und bis Herbst 1926 ruhte der Baubetrieb vollständig. Nachdem auf Betreiben der Stadt Münster und einiger Abgeordneter weitere Mittel bewilligt worden waren, wurden die Arbeiten Herbst 1926 von der Firma Fr. Eickhoff, Hannover, bei Davensberg wieder aufgenommen.

Vom 01. Mai 1917 ab war die Materialienbahn Rinkerode - Ascheberg (der Sand wurde aus der Hohen Ward geholt) auch als Kleinbahn für den Personenverkehr in Betrieb genommen. Es verkehrten auf dem "Pängel-Anton", auch Hamsterbahn genannt, täglich drei Zugpaare.


  siehe weitere Bilder unter Ascheberg

Über die Eröffnungsfeier unserer Eisenbahnlinie am 17. Oktober 1928 folgendes:
Um 12.51 Uhr rollte leise und langsam, von Davensberg kommend, der geschmückte Sonderzug mit den Spitzen der Behörden, zahlreichen Ehrengästen und Vertretern der beteiligten Gemeinden auf dem Bahnhof ein, jubelnd begrüßt von dem Hochrufen der Menge und den Klängen einer Musikkapelle. Die Kinder (Knaben und Mädchen) der Oberklasse leiteten die Feier ein mit dem Liede: "Stimmt an mit hellem, hohem Klang". Vier Ehrenjungfrauen sprachen einen Willkommensgruß, die vereinigten Gesangvereine (MGV Cäcilia und Kirchenchor) brachten das mit großem Beifall aufgenommene Lied "Deutsche Völker allesamt" zum Vortrag.

Dann nahm Bürgermeister Lüffe das Wort und gab der stolzen Freude Ausdruck, die heute alle Ascheberger erfülle. Er dankte den Reichs- und Staatsbehörden wie auch all den Herren, die sich mit Tatkraft für die Bahn eingesetzt hätten. Der Präsident der Reichsbahndirektion Münster erwiderte in launiger Weise und brachte ein Hoch auf die Gemeinde aus. Der Aufenthalt auf unserer Station dauerte 45 Minuten. Er gestattete den Gästen, sich eines kleinen herzlich gebotenen Frühstücks zu erfreuen, dieweil die Musik konzertierte, die Schuljugend Lieder sang und alles in eitel Freude und Wonne schwamm. Dann setzte sich der Zug unter Hochrufen in Bewegung und fuhr über Capelle nach Werne, wo die Feierlichkeiten mit einem Festmahl ihren Abschluß fanden. In Ascheberg aber gab's an diesem Tage auf Kosten der Gemeinde in sämtlichen Gaststätten Freibier.

Reichshandwerkswoche vom 15. bis 27. Oktober

Das Jahr 1933 hat für jeden Deutschen durch die nationale Erhebung eine besondere Bedeutung.

Als am 30. 01. 1933 der Führer und Volkskanzler Adolf Hitler die Leitung der Staatsgeschicke in die Hand nahm, durfte auch das deutsche Handwerk wieder aufatmen und mit neuer Hoffnung in die Zukunft schauen.

Mit dem Regierungsantritt setzten seine Bemühungen ein, die Not der deutschen Wirtschaft zu beseitigen, und dem deutschen Volke wieder neues Vertrauen auf bessere Zukunft einzuflößen.

Unter anderem wurden auch deshalb Maßnahmen ergriffen, um auch das deutsche Handwerk aus den marxistischen und liberalistischen Fesseln zu befreien. Das Handwerk erkannte dieses dankbar an und ist bereit, auch durch Selbsthilfe dabei mitzuwirken, aus dem Sumpf des vergangenen Jahrzehnts herauszukommen.

Dieses offenbarte sich so recht bei den Vorbereitungen und dem Verlauf.

Verlauf der vom Reichsstand des deutschen Handwerks angeordneten Reichshandwerkswoche.

Auch im hiesigen Handwerk machte der Appell des Reichsstandes des deutschen Handwerks nachhaltigen Eindruck.

Die Vorbereitungen für die Reichshandwerkswoche wurden von der freien Handwerkerinnung in Angriff genommen. Trotzdem seit Bestehen der Innung (08. Oktober 1887) in solcher Weise wohl nicht für die Belange des Handwerks geworben wurde, hat die fast 45 Jahre bestehende Innung bewiesen, dass sie den Appell des Reichstandes verstanden hat und gewillt ist, sich mit aller Kraft für die Gesundung des Handwerks einzusetzen.

In der Innungsversammlung am 03. September 1933 im Gasthof H. Reher wurde der derzeitige Obermeister der Innung, Tischlermeister Wilhelm Mühlenbeck mit Zustimmung des Ortsgruppenleiters der N.S. HAGO Beermann, Davensberg, zum Orts-leiter für die Vorbereitung der Reichshandwerkswoche gewählt.

Damit war der Auftakt für die Vorbereitung der Reichshandwerkswoche gegeben.

Der vorstehende Ortsleiter berief dann den vorbereitenden Ausschuß:

Hugo Beermann Schmiedemeister
Heinrich Ernst Schneidermeister
August Mangels Anstreichermeister
Heinrich Brinkötter Schreinermeister
Hubert Peik Schuhmachermeister
Heinrich Mersmann Schneidermeister
Heinrich Stiens, Schmiedemeister
Hubert Tönskemper Maurermeister
Frau Georg Sparding Schneidermeisterin
Frau Franz Mühlenbeck Modistin
Hubert Bultmann Bäckermeister
Theodor Höhne Metzgermeister
Wilhelm Surmann Klempnermeister
Heinrich Merten Mühlenbetrieb
Joseph Plässer Bildhauermeister
Bernhard Krampe Seilermeister
Anton Droppelmann Holzschuhmacher
Bernhard Bohnenkamp Lohgerber
Bernhard Uhlmann Sattler
Theodor Trahe Korbmacher
Wilhelm Niemann Buchbinder
Bernhard Breier Stellmacher
Franz Piekenbrock Böttchermeister
Gottfried Hattrup Elektromeister
Theodor Beermann Kampfbundleiter


zu einer Versammlung für Montag, den 18. September 1933 abends 8 Uhr in den Gasthof Hubert Reher zu Ascheberg.

Zu dieser Versammlung wurden ferner eingeladen und nahmen auch teil:
  der derzeitige Ehrenbürgermeister der Gemeinde Ascheberg Fritz Schlingermann,
  der Pfarrer Jodokus Fechtrup,
  der Ortsgruppenleiter Wilhelm Blumenhagen,
  der Chormeister des Männergesangverein "Cäcilia" und des Kirchenchores Herr Rektor Anton Otte
  und als Vertreter des Musikvereins Bernhard Sparding.

Das vom Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck vorgetragene, vorläufige Programm fand allgemeine Billigung. Auf Vorschlag des Herrn Rektor Anton Otte wurde die bereits vorgesehene Ausstellung von Lehrlingsarbeiten in eine solche handwerklicher Erzeugnisse erweitert.

Es folgten vier Wochen emsiger Vorbereitungsarbeit, die als Dank der eifrigen Mitarbeit des geschäftsführenden Ausschusses, bestehend aus dem Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck, dem stellvertretenden Schriftführer Heinrich Tönskemper und dem Beisitzer Josef Stattmann spielend ihre Erledigung fanden.

Unbezahlbar war die Unterstützung, die der Ausschuß durch die Mitwirkung des Chormeisters Rektor Anton Otte fand. Das Handwerk der Gemeinde Ascheberg darf ihm hierfür außerordentlich dankbar sein.

Wenn ein Fremder in den Tagen vom 15. bis 22. Oktober 1933 unsere Gemeinde passierte, so wird er sich über die festliche Ausschmückung der Straßen und Häuser nicht wenig gewundert haben. Unser Ort konnte den Vergleich mit größeren Städten beruhigt auf sich nehmen. Jedes Haus hatte als äußeres Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Handwerkstande Fahnenschmuck angelegt und die äußere Fassade mit Grünschmuck bekränzt.

Die Straßen waren verziert mit Ehrenbögen und handwerklichen Symbolen.

So trug ein Ehrenbogen auf der Dorfheide beim Tischlermeister Wilhelm Mühlenbeck die Inschrift:

"Bauer, deine Ernte ist geborgen,
kaufe am Platze
und das Handwerk hat keine Sorgen."

Desgleichen beim Bäckermeister Theodor Hülsmann:

"Dat Handwiärk kapott,
doch Hitler helpt harob."

In allen Lokalen, Schaufenstern und Straßen warb ein besonderes Festplakat mit der Inschrift:

"Deine Hand dem Handwerk."

Die Festwoche selbst begann am Sonntag, den 15. Oktober 1933 gleich nach dem Hochamte mit einem Freikonzert des Musikvereins auf dem Marktplatze (Kirchplatz).

Handwerkstöchter und Handwerksgesellen verkauften dabei das Festabzeichen der Reichshandwerkswoche, von denen in unserer Gemeinde ca. 1.000 Stück verkauft wurden. Der Reinerlös hieraus soll nach Anweisung des Führers für bedürftige Handwerksmeister und Gesellen Verwendung finden. Der Erlös hieraus betrug in unserer Gemeinde 121,60 RM.

Während des Konzerts etwa gegen 11 Uhr vormittags, eröffnete der Ehrenbürgermeister Fritz Schlingermann im kath. Vereinshaus (Pfarrheim) die stark beschickte Ausstellung handwerklicher Erzeugnisse.

Der Eröffnung wohnten bei die weltlichen und kirchlichen Behördenvertreter, Vertreter der Partei, der N.S. HAGO und sonstige befreundete Kreise.

Nach der Eröffnung führte der Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck die anwesenden Gäste durch die Ausstellung und gab zu den ausgestellten Erzeugnissen entsprechende Erläuterungen. Fast sämtliche Berufe hatten ausgestellt.

In 40 Ständen wurden der einheimischen Kundschaft die Erzeugnisse in ge-schmackvoller Form gezeigt.

Das Handwerk in unserer Gemeinde durfte nach Auffassung maßgebender Kritiker auch der Presse stolz auf diese Ausstellung sein. Die Ausstellung war geöffnet in den folgenden Tagen der Festwoche von 8 - 18 Uhr und am Sonntag den 22. Oktober 1933 von 8 - 22 Uhr.

3.300 zahlende Besucher besichtigten in der Zeit die Ausstellung. Man konnte im Laufe der Woche und vornehmlich am Sonntag den 22. Oktober 1933 recht viele auswärtige Besucher, die zu Fuß, per Rad und per Autobus hierher gekommen, in der Ausstellung antreffen. Ebenfalls am 15. Oktober 1933 fand nachmittags um 17 Uhr im Klaverkampschen Saale eine große Kundgebung des Gesamthandwerks statt, die von etwa 250 Personen besucht war.


Das Schusterhandwerk



Der Musikverein und die vereinigten Gesangvereine umrahmten die Kundgebung mit ihren Darbietungen.

Nach einer festlich abgestimmten Begrüßungsansprache des Ortsleiters Wilhelm Mühlenbeck erteilte dieser dem Festredner des Tages, dem Tischlermeister Schienbein, Wuppertal-Elberfeld, Bezirksverwalter im Rheinnisch-Westf.-Lippischen Tischler-Innungsverband das Wort zu seinem Vortrage: "Segen der Arbeitsbeschaffung im Kleinen, gerade auf den "Einzelnen kommt es an." Der Redner verstand es in geschickter Weise, den anwesenden Zuhörern aller Stände die Bedeutung des Handwerks im Rahmen der deutschen Wirtschaft klar zu machen. Er forderte alle Anwesenden auf, mit dafür zu sorgen, dass auch das deutsche Handwerk im kommenden Winter genügend Arbeit und Brot habe. Eine besonders weihevolle Stimmung wurde in dieser Kundgebung durch den vorgetragenen Sprechchor: "Meister, Gesellen und Lehrbuben" erzeugt.

In der Vortragsart dieses Sprechchores konnte man die geschickte Regie des Herrn Rektors Anton Otte wirksam verspüren.

Im weiteren Verlauf der Festtage fanden in den einzelnen Berufen fachliche Versammlungen statt, an denen der Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck fast regelmäßig teilnahm.

Eine gang bedeutende Feier fand am Mittwoch den 18. Oktober 1933 abends 20 Uhr im Gasthof Heinrich Stiens (Metzgerei Hillmann) zu Ascheberg statt. Die Feier stand unter dem Motto:

"Ehret die Meister!"

Die Tendenz dieses Abends hob sich Dank der Mitwirkung des Chorleiters Rektor Anton Otte bedeutsam von ähnlichen Veranstaltungen ab Das Programm wechselte zwischen musikalischen Darbietungen, Deklamationen und Schautänzen.

Der Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck konnte in seiner Festansprache ein absolut volles Haus begrüßen. Die Treppenaufgänge und die Saaldurchgänge waren sogar mangels genügenden Plätzen besetzt. Es waren schätzungsweise über 300 Personen anwesend.

Jede Handwerkerfamilie war vertreten, angefangen beim Meister bis zum jüngsten Lehrbuben einschließlich aller Familienangehörigen.

Man verspürte an diesem Abend so recht, dass der Geist des neuen Deutschlands auch in die Herzen unserer Handwerker eingekehrt war.

Es wäre zu Wünschen, wenn auch in der Folgezeit durch derartige Veranstaltungen das Zusammengehörigkeitsgefühl im Handwerk gefestigt werden könnte.

In der Festansprache begrüßte der Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck zuerst den nimmermüden und immer anwesenden Ehrenbürgermeister Fritz Schlingermann, den Pfarrer Fechtrup und Kaplan Noje als Vertreter der Geistlichkeit, den Ortsbauernführer Franz Schulze Ehring jun., als Vertreter des Einzelhandels den Kaufmann Viktor Bose, den Vertreter der NS: HAGO Schmiedemeister Th. Beermann, Davensberg, und den Regisseur des Abends Rektor Anton Otte.

Der Ortsleiter Wilhelm Mühlenbeck wies auf die Bedeutung des Tages hin, der dadurch gewissermaßen seine besondere Weihe erhalte, dass der Ehrenmeister des Handwerks "Pett" in Berlin seinen 80. Geburtstag begehe und der größte Ehrenmeister Reichspräsident und Generalfeldmarschall von Hindenburg vor kurzem erst seinen Geburtstag begangen habe.

Diese beiden Geburtstagsfeiern geben dem Motto des Abends: "Ehrt die Meister" erst die tiefere Bedeutung. Zum erstenmal nach langer Zeit rühre sich das deutsche Handwerk mal wieder, um die entehrenden Fesseln des vergangenen Jahrzehnts abzustreifen. Dieser Mut sei aber erst dann in unser Herz eingekehrt, als ein Mann aus dem Volke das deutsche Volk dem Abgrund entrissen habe und einer besseren Zukunft entgegen führen wolle. Der Redner wies dann auf die verschiedenen gesetzgeberischen Maßnahmen der Reichsregierung zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit hin und sprach zum Schluß die Erwartung aus, dass recht bald wieder das alte Handwerkssprichwort Geltung erlangen möge:

"Handwerk hat goldenen Boden."

Der erste Teil des Abends trug einen recht inneren Charakter und hob außerordentlich wirkungsvoll des Handwerks in alter und neuer Zeit hervor.

Der zweite Teil war dem Frohsinn gewidmet. Ein Intermezzo "Ein Strickkränzchen von Anno dazumal", für dessen vortreffliche Regie Frl. Lehrerin Thea Otte verantwortlich zeichnete, führte den Gästen die gemütliche Zeit aus dem Anfang des verflossenen Jahrhunderts vor Augen.

Die vereinigten Gesangvereine und der Musikverein sorgten in bunter Reihe für die Abwechslung.

Meister, Töchter und Gesellen brachten die schon bald vergessenen altwestfälischen Bauerntänze wieder zur Geltung. Überhaupt der Abend wurde in jeder Weise seiner Grundidee: "Ehret die Meister" gerecht.

Die Festwoche fand dann einen sinnvollen Abschluß durch einen Handwerkerzug am Sonntag den 22. Oktober 1933 nachmittags 15 Uhr. Jung und alt hat sich hieran beteiligt. Auf 20 Wagen wurden die verschiedenen Berufsgruppen des Handwerks dargestellt.

Der Zug bewegte sich durch alle Straßen unseres festlich geschmückten Ortes. In den Straßen bildeten Hunderte von Menschen Spalier bis nach etwa zweistündiger Dauer in der Sandstraße er sich auflöste.


Die Modistinnen und Schneiderinnen



Anschließend fand sich die ganze Gemeinde im Bultmann'schen Saale und in den benachbarten Gaststätten, weil im Festlokal nicht genügend Platz war, zu einem letzten Festabend zusammen.

Hier konnte dann nach den Weisen des Musikvereins das Tanzbein feste geschwungen werden. Gegen 22 Uhr begaben sich der geschäftsführende Ausschuß mit dem Ehrenbürgermeister und anderen Gästen zu der Ausstellung, in der noch immer Besucher anwesend waren.

Nach nochmaligen Ansprachen des Ortsleiters Wilhelm Mühlenbeck, des Ortsgruppenleiters der NSDAP Blumenhagen, des Ortsleiters der N.S. HAGO Beermann schloß dann der Ehrenbürgermeister die Ausstellung und damit auch die Reichshandwerkswoche in unserer Gemeinde.

Es soll nicht unterlassen werden, hier noch besonders der freiwilligen Feuerwehr und der S.A. zu danken, die in uneigennütziger Weise für die Dauer der Reichshandwerkswoche sich bei Tag und Nacht für die Bewachung der Ausstellung zur Verfügung stellten.

Auch hierbei konnte man wieder feststellen, dass die wirkliche Volksverbundenheit in den Kreisen des Handwerks Eingang gefunden hat.

Manch biederer Handwerksmeister glaubte, die Zeit, die sonst allgemein für die Nachtruhe Verwendung findet, nicht besser verwerten zu können, als dass er das jeweilige Wachkomando im Skat und Doppelkopp Dreschen unterstützte, und so an manchem Morgen frommen Kirchgängern Rätsel aufgab, wes Weges dieser fleißigen Männer alle kamen.

Zum Schluß möchte der Schreiber dieses Berichtes alle Gedanken und Wünsche in der hoffnungsfreudigen Zuversicht zusammenfassen, dass schon bald in enger Zusammenarbeit zwischen Reichsführung und deutschem Handwerk der Spruch wieder wahr werden möge:

"Handwerk hat goldenen Boden."

Ascheberg i. Westf., den 16. Februar 1934

Für den vorbereitenden Ausschuß
der Reichshandwerkswoche:

Der Ortsleiter: Der Schriftführer:
M ü h l e n b e c k Heinrich T ö n s k e m p e r


Pfarrer Joseph Degener ist tot
Katholisches Kirchenblatt für Ascheberg und Davensberg
13. November 1932

Nachruf für unseren hochwürdigen Herrn Prälaten!

Auch an dieser Stelle sollen unserem allverehrten Herrn Prälaten noch einige Zeilen gewidmet sein. Im August dieses Jahres, am Feste Mariä Himmelfahrt befiel ihn eine tückische Krankheit, die ihn sehr mitgenommen hatte, so dass er nicht recht mehr imstande war, alle seelsorglichen Arbeiten auszuführen. Seine sonst gesunde Natur sträubte sich gegen das Kranksein. Immer wieder versuchte er es, seine Arbeiten, wie gewohnt, aufzunehmen. Aber die Krankheit hatte den Achtzigjährigen zu sehr mitgenommen. Allerheiligen hatte er noch gepredigt und im Beichtstuhl mitgeholfen. Allerseelen das Levitenamt gehalten. Es war seine letzte Kraftanstrengung. In all den letzten Tagen fühlte er sich schon so elend und matt.





Aber er hat bis zum letzten Tag morgens in aller Frühe das hl. Messopfer dargebracht und sein Brevier gebetet. Mochte es ihm auch noch so sehr anstrengen, er fand gerade darin einen großen Trost in seinem Leiden. Am Samstagabend hat er noch an seinem Schreibtisch schriftliche Arbeiten gemacht und den Gottesdienst am folgenden Tag durchgesprochen. Das Auto hatte er schon bestellt, um am Sonntag seine Wahlpflicht auszuüben. Gegen 19:00 Uhr setzte er sich mit seiner Schwester zu Tisch, nachdem er vorher sein Breviergebet für den kommenden Sonntag angefangen hatte. Da traf ihn unerwartet der Tod. Die letzte Ölung wurde ihm noch gespendet und die Sterbegebete verrichtet. Herr Prälat Degener war nicht mehr. Die ganze Gemeinde trauert um ihn. Wahrlich, sie hat auch allen Grund dazu. Sein ganzes priesterliches Können und Wissen hat er in den Dienst seiner Pfarrkinder gestellt. Die Pfarrgemeinde Ascheberg verdankt ihm außerordentlich viel. Viele Denkmäler hat er hinterlassen, die er zum Wohle seiner Pfarrgemeinde geschaffen hat. Da sind anzuführen: Der schöne Kirchturm mit seinen schönen Glocken, die Ausmalung der Kirche, das Katharinenstift und die landwirtschaftliche Winterschule, die Küsterei, die Kaplanei und noch vieles andere. Zuletzt das Vereinshaus und was ihm ganz besonders am Herzen lag, der Kindergarten. Fast jeden Morgen, wenn er konnte, besuchte er die Kleinen und konnte sich so schön mit ihnen unterhalten. Die Anhänglichkeit, Liebe und Wertschätzung des Herrn Prälaten Degener kam so recht zum Ausdruck am Tage des Begräbnisses und in den Tagen vorher. Immer wieder sah man die Pfarrangehörigen und besonders auch die Kinder an der Bahre des Verstorbenen stehen, um ihn noch einmal zu sehen, der allen so viel gewesen war. Die Pfarrgemeinde Ascheberg wird ihren Seelsorger niemals vergessen. Wieviel Gutes hat er im Verborgenen getan, wovon nur der Herrgott dort droben weiß. Er möge ihm alles reichlich vergelten. Die Pfarrangehörigen werden gebeten, die Nächste hl. Kommunion für ihn aufzuopfern, damit ihm Gott der Herr bald die ewige Ruhe gebe.





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Quellennachweis: Münstersche Zeitung, Ruhr Nachrichten, Lüdinghauser Zeitung
und Vereine und Verbände der Gemeinde Ascheberg